Ambulante spezialfachärztliche Versorgung jetzt auch an der Charité
Vergangenes Jahr hat der Gesetzgeber die ambulante spezialfachärztliche Versorgung – kurz ASV – eingeführt. Hinter dem Kürzel steckt die Idee, Menschen mit schweren oder seltenen, komplexen Erkrankungen besser zu versorgen. Krebs gehört als schwere Erkrankung auch dazu. Tumore des Magen-Darm-Trakts können bereits im Rahmen des Programms behandelt werden, weitere Indikationen sollen folgen. Die Charité ist jetzt auf den Zug aufgesprungen und bietet ab sofort die ambulante spezialfachärztliche Versorgung für Patienten mit Darmkrebs, Magenkrebs und anderen Tumoren der Bauchhöhle an. Patienten, die an der ASV teilnehmen möchten, profitieren so auch im ambulanten Bereich von den Spezialkenntnissen und dem Leistungsspektrum von Europas größtem Universitätsklinikum.
Interdisziplinäre Tumorkonferenzen für ambulante Patienten
„Wichtig ist vor allem die enge Kooperation zwischen Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen – in der ASV schließen sich die Experten zu Teams zusammen und stimmen die individuelle Behandlung der Patienten eng miteinander ab“, erklärt dazu der Stellvertretende Ärztliche Direktor der Charité PD Dr. Joachim Seybold. Das heißt: Künftig werden auch ambulante Fälle in den interdisziplinären Tumorkonferenzen besprochen, wobei eine enge Kooperation mit den niedergelassenen Fachärzten besteht, die die Patienten überwiesen haben.
Dazu musste die Charité wie alle teilnehmenden Einrichtungen eine entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichnen. Laut einer Charité-Sprecherin werden Patienten von den Ärzten gezielt auf das Programm angesprochen, so sie die Kriterien dafür erfüllen. Die Teilnahme sei freiwillig, ein Vertrag oder ein Antrag bei den Kassen müsse nicht gestellt werden.
Wer sich für das Programm entscheidet, wird von der Fachgruppe „Innere Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie“ am Campus Virchow Klinikum versorgt. Das siebenköpfige Team wird von dem Onkologen PD Dr. Peter Thuß-Patience geleitet, 17 zusätzliche Fachärzte könnten außerdem hinzugezogen werden, hieß es auf Nachfrage.
Ambulante spezialfachärztliche Versorgung: Zugangskriterien sollen gelockert werden
Eingeführt wurde die ASV durch das Versorgungsstrukturgesetz. Bundesweit sind erst zehn ASV-Teams für die Behandlung von gastrointestinalen Tumoren zugelassen. Die Charité ist nach eigenen Angaben das erste Universitätsklinikum, das Patienten mit gastrointestinalen Tumoren eine ambulante spezialfachärztliche Versorgung anbietet.
Kritik an der ASV wurde unter anderem von Patientenvertretern und Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG) laut. Die Hürden für die Teilnahme seien zu hoch, dadurch würden viele Krebspatienten von einer ambulanten Behandlung im Krankenhaus ausgeschlossen, hieß es. Dieser strittige Punkt scheint aber nun vom Tisch. Im Mai hatte die Koalition eine Weiterentwicklung der ASV angekündigt, wonach in Zukunft wieder alle onkologischen Patienten Zugang bekommen sollen - unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Bislang war die Teilnahme an das Kriterium „schwere Verlaufsform“ geknüpft.