Alzheimer Risiko-Gen beeinträchtigt räumliche Navigation
Forscher haben das sogenannte APOE-Gen schon seit längerem als Alzheimer-Risiko-Gen im Visier. Einer von sechs Menschen weist eine Risikovariante auf und hat damit ein dreifach erhöhtes Alzheimer-Risiko. Dass das Gen die räumliche Navigation schon in jungen Jahren beeinträchtigt, konnten Forscher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen nun in einer Untersuchung an Studenten zeigen. Demnach wiesen die Träger des Risikogens veränderte Aktivierungsmuster in den räumlichen Gitterzellen (grid cells) im entorhinalen Kortex auf - eine Hirnregion, die als erstes von der Alzheimer Erkrankung betroffen ist.
Weniger stabiles Gittermuster im entorhinalen Kortex
Für ihre Studie führten die Forscher um Prof. Dr. Nikolai Axmacher von der Ruhr-Universität Bochum bei den Probanden MRT-Untersuchungen durch, während diese in einer virtuellen Umgebung navigieren mussten. Dabei zeigten die Risikoträger ein weniger stabiles Gittermuster im entorhinalen Kortex als jene Probanden ohne das Risikogen. Zudem bewegten sich die Risikoträger weniger häufig in der Mitte der virtuellen Landschaft, was den Forschern zufolge auf eine veränderte Navigationsstrategie hindeutet. „Die Hirnaktivität im Gedächtnissystem war bei der Risikogruppe insgesamt erhöht. Das könnte als kurzfristige Kompensation der verminderten Gittermuster dienen, aber langfristig zur Entwicklung der Alzheimer-Demenz beitragen“, vermutet Axmacher.
Alzheimer erkennen, bevor die Zerstörung beginnt
Seiner Ansicht nach eröffnet die Untersuchung von jungen Erwachsenen mit einer Risikoausprägung des APOE-Gens potenzielle Einblicke in sehr frühe Stadien der Erkrankung. Dies sei wichtig, um die Krankheit früher zu diagnostizieren. „Jetzt muss überprüft werden, ob ähnliche Veränderungen auch bei älteren Menschen im Frühstadium der Alzheimer-Demenz auftreten und ob sie sich durch Medikamente beeinflussen lassen“, so Axmacher.
Derzeit ist Alzheimer unheilbar. Das liegt unter anderem auch daran, dass Medikamente erst dann gegeben, wenn bereits große Teile des Gehirns zerstört sind. Ziel der Alzheimer-Forschung ist daher, die neurodegenerative Erkrankung früher zu erkennen und frühe Krankheitsstadien besser zu verstehen.
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