Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Alterung des Immunsystems Ursache für schwere Covid-Verläufe

Freitag, 1. Oktober 2021 – Autor:
Ein hohes Alter ist der Risikofaktor für einen schweren Covid-Verlauf schlechthin. Biologisch lässt sich dies durch die Alterung des Immunsystems erklären. So wie auch andere Fähigkeiten nachlassen, kann der Körper sich mit den Jahren immer schlechter gegen neue Erreger wehren.
Die Immunreaktion wird träge im Alter – das Risiko für Infektionskrankheiten steigt

Die Immunreaktion wird träge im Alter – das Risiko für Infektionskrankheiten steigt – Foto: © Adobe Stock/ pictworks

Es klingt ein bisschen paradox: Ältere Personen haben in ihrem Leben schon zahlreiche Infektionen durchlebt und ein Immungedächtnis gegen viele Erreger aufgebaut. Trotzdem sind sie häufiger von schwerer von Infektionskrankheiten betroffen, wie die Corona-Pandemie eindrücklich zeigt: In keiner anderen Altersgruppe ist die Sterberate so hoch wie bei den über 70-Jährigen.

Luka Cicin-Sain, Leiter der Abteilung „Virale Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) sieht darin jedoch keinen Widerspruch. Das Immungedächtnis (Gedächtniszellen) gegen Erreger, denen ältere Personen in der Jugend begegnet sind, könne durchaus auch im Alter erhalten bleiben, sagt er. Vielmehr ginge aber die Fähigkeit, neue Erreger und Antigene zu erkennen, zunehmend verloren. Grund sei, dass zu wenige neue naive Zellen entstünden, die für die Erkennung von neuen Erregern zuständig sind.

Altern wird durch den Verlust von Stammzellen bestimmt

Verantwortlich dafür ist, dass im Laufe des Älterwerdens die Zahl der Stammzellen in unserem Körper sinkt. Stammzellen sind aber der Motor für die Zellerneuerung. Altern, so Cicin-Sain, werde wesentlich durch den Verlust von Stammzellen bestimmt. „Das betrifft insbesondere das Immunsystem, wo die weißen Blutzellen ständig erneuert werden.“

Lymphozyten erneuern sich kaum noch

Die Lymphozyten gehören zu den weißen Blutzellen und sie sind Träger der adaptiven Immunantwort, jenem Bollwerk des Körpers, das Infektionserreger erkennen und beseitigen kann. Durch Stammzellen erneuern sich die Lymphozyten immer wieder. „Im Alter lässt diese Funktion jedoch nach und unser Immunsystem erkennt immer weniger Antigene. Dies bedeutet, dass eine Immunreaktion im Alter träge wird – sowohl gegen Impfstoffe als auch gegen Infektionen“, so der Immunologe.

Bester Zeitpunkt für Auffrischungsimpfung noch unklar

Ob darum für ältere Menschen eine Auffrischungsimpfung unbedingt schon nach sechs Monaten sinnvoll ist, ist laut Cicin-Sain aber immer noch nicht ganz klar. Nur eines sei ziemlich sicher, dass die Immunität auch bei jüngeren Menschen im Laufe der Zeit absinkt – mit dem Unterschied, dass ältere Gruppen einen niedrigeren Ausgangwert hätten. „Somit erreicht die abnehmende Immunität bei Seniorinnen und Senioren schneller den Schwellenwert, bei dem das Immungedächtnis für einen guten Immunschutz nicht mehr ausreicht.“

Allerdings unterscheidet sich das Immunsystem von Mensch zu Mensch. Bei Älteren sind diese Unterschiede sogar noch größer als bei Jüngeren. Die Gründe sind noch nicht aufgeklärt. Jedoch spielten auf jeden Fall molekularer Stress und oxidative Prozesse eine erhebliche Rolle in Alterungsprozessen, so Cicin-Sain, „weil sie zu DNA-Schäden führen, die dann die Funktion von Stammzellen beeinflussen.“

Quelle: HZI

Hauptkategorien: Corona , Demografischer Wandel , Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Coronavirus

11.06.2021

Ältere Menschen scheint die Covid-Impfung nicht vollständig vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. Das zeigen wiederholte Ausbrüche in Pflegeheimen. Wissenschaftler der Charité haben nun einen Ausbruch näher untersucht – und kommen zu interessanten Ergebnissen.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin