Ärzte besorgt über Pandemie bedingte Gewichtszunahme

Essen aus Corona-Frust: Viele Menschen haben während der Pandemie zugenommen – Foto: © Adobe Stock/ pressmaster
16 Monate Corona-Pandemie haben bei den Deutschen ihre Spuren hinterlassen. Eine eindeutige Sprache spricht die Waage. Die zeigt nun beim Durchschnittsbürger 5,6 Kilo mehr an als vor Lockdown & Co. Bei den ohnehin schon Adipösen mit einem BMI von über 30 sind es im Schnitt sogar 7,2 Kilo Gewichtszunahme. Das ist das Ergebnis einer Studie der Technischen Universität München für die mehr als 1000 Erwachsene zwischen 18 und 70 Jahren befragt wurden. „Corona befeuert damit die Adipositas-Pandemie“, sagt Hans Hauner, Ernährungsmediziner und Leiter des Else Kröner Fresenius Zentrums für Ernährungsmedizin an der TU München.
Corona-Pfunde gehören zum Kollateralschaden
„Im Gegenzug gilt Adipositas als Treiber der Covid-19-Pandemie, denn mit dem BMI steigt auch das Risiko, schwer an Corona zu erkranken. So entsteht ein Teufelskreis aus dem Zusammenspiel von Corona und Adipositas“, erklärt Prof. Hauner. Unabhängig von Covid-19 kostet zu hohes Gewicht in Deutschland jährlich etwa 80.000 bis 100.000 Menschenleben. „Der Kollateralschaden durch die Fokussierung auf Corona ist daher im Bereich der vielen lebensstilbedingten Krankheiten enorm.“
Mehr Zeit zum Essen
Interessant sind die Gründe, die für die Gewichtszunahme angegeben wurden. Auf den Top-Plätzen liegen mehr Zeit zum Essen und Langeweile mit 33 bzw. 28 Prozent. Dabei handelt es sich überwiegend um ungünstige Lebensmittel wie Süßigkeiten, Fastfood oder zuckergesüßte Getränke. Dieses Verhalten findet sich vor allem bei Menschen, die sich durch die Pandemie psychisch belastet fühlen.
Weniger Bewegung
Aber auch Bewegungsmangel hat zur Gewichtszunahme beigetragen. Mehr als jeder zweite Befragte gab an, sich seit Pandemiebeginn weniger zu bewegen als vorher. Je höher der BMI, desto weniger bewegten sich die Befragten. Als Gründe für den Bewegungsrückgang nennen die Befragten, dass sie weniger Bewegung im Alltag haben (54 %), aber auch, dass die Räumlichkeiten für Einzel- oder Gruppensport – etwa Turnhallen oder Fitnessstudios – geschlossen sind (53%).
„Aktivität und Bewegung sind wichtig, um unsere Gesundheit und auch unser Wohlbefinden zu stärken“, sagt Prof. Renate Oberhoffer-Fritz Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TU München.
Die WHO empfiehlt Erwachsenen, mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche mit moderater bis hoher Intensität aktiv sein. Klassische Ausdauersportarten wie Radfahren, Laufen und Schwimmen bieten sich hier an.