ACE-Hemmer verschlechtern nicht Prognose bei COVID-19

Blutdrucksenker verschlechtern nicht den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung – Foto: ©cherryandbees - stock.adobe.com
COVID-19-Patienten, die an Bluthochdruck leiden und deswegen ACE-Hemmer oder Sartane einnehmen, haben keine schlechtere Prognose als Patienten, die das nicht tun. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Zentralkrankenhauses von Wuhan, dem Ausgangsort der SARS-CoV-2-Pandemie.
Hintergrund der Untersuchung: Es gab Spekulationen, nach denen ACE-Hemmer negative Effekte auf eine Infektion mit SARS-CoV2 haben könnten. Das SARS-CoV2 Virus nutzt zum Eintritt in die Zellen das Enzym ACE2. Gängige Blutdrucksenker wie ACE-Hemmer und Sartane haben in Studien zu einer leichten Erhöhung des ACE2 geführt. Bewiesen ist die Erhöhung der Infektionsgefahr nicht, bei der Bekämpfung der für COVID-19- typischen Lungenentzündung hat ACE 2 aber nachweislich schützende Effekte.
362 COVID-19-Patienten mit Bluthochdruck untersucht
Die aktuelle Studie lief vom 15. Januar bis 15. März 2020. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 1.178 Patienten mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert. Das Durchschnittsalter betrug 55,5 Jahre, 53,7 Prozent waren Männer.
In dieser Gruppe identifizierten die Forscher um Dr. Juyi Li 362 Patienten mit Bluthochdruck, der als Vorgeschichte eines diastolischen Blutdrucks von 90 mmHg oder mehr, eines systolischen Blutdrucks von 140 mmHg oder mehr oder einer blutdrucksenkenden Therapie definiert wurde.
ACE-Hemmer verschlechtern nicht Prognose bei COVID-19
Von den 362 Patienten mit Bluthochdruck waren 52,2 Prozent Männer, 71,5 Prozent waren älter als 60 Jahre, 31,8 Prozent nahmen ACE-Hemmer oder Sartane ein. Sie wurden über einen Monat lang beobachtet. Die Bluthochdruck-Patienten waren im Vergleich zu den anderen COVID-19-Patienten älter und litten eher an chronischen Krankheiten. Sie hatten auch schwerwiegendere Manifestationen von COVID-19, einschließlich höherer Raten des akuten Atemnotsyndroms und einer höheren Mortalität im Krankenhaus (21,3 Prozent gegenüber 6,5 Prozent).
Die Patienten, die ACE-Hemmer oder Sartane oder beides einnahmen, erkrankten aber nicht schwerer als Bluthochdruck-Patienten, die das nicht taten - 32,9 Prozent gegenüber 30,7 Prozent, die intensivmedizinisch versorgt oder beatmet werden mussten. Auch beim Überleben wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen gefunden (27,3 Prozent zu 33 Prozent). ACE-Hemmer und Sartane verschlechtern also nicht die Prognose bei COVID-19-Patienten, Bluthochdruck aber schon.
Blutdrucksenker weiter einnehmen
Die Forscher wiesen auf mehrere Einschränkungen ihrer Analyse hin. Dazu gehört die kleine Anzahl von Patienten, die ACE-Hemmer und Sartane einnahmen. Die Studie erschien im Fachmagazin JAMA Research. Fachgesellschaften auf der ganzen Welt haben Patienten geraten, weiterhin ihre Blutdrucksenker einzunehmen, auch wenn sie COVID-19 entwickeln, sofern ihre Ärzte nichts anderes anordnen.
Foto: Adobe Stock/cherryandbees