10 Jahre STEMO: Charité und TU ziehen positive Bilanz

Werden die drei STEMO-Rettungsfahrzeuge in die Regeversorgung übernommen? Der Berliner Innensenat hat noch keine Entscheidung getroffen – Foto: © Adobe Stock/ © MEYTEC GmbH | Sebastian Dörken (
2011 ging das erste Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO) in Berlin in Betrieb. Inzwischen gibt es drei derartige Fahrzeuge, in denen Schlaganfallpatienten schon am Einsatzort behandelt werden können. Doch die Evaluierungsphase endet dieses Jahr. Der Berliner Senat ist noch unschlüssig, ob er STEMO in die Regelversorgung übernehmen will.
STEMO im Schnitt bis zu 25 Minuten schneller
Charité und TU Berlin plädieren nun für den Fortbetrieb der mobilen Schlaganfall-Rettung. „Wir konnten in den vergangenen Jahren in einer Reihe großangelegter Studien den medizinischen Nutzen der Fahrzeuge eindeutig nachweisen“, sagt Prof. Dr. Heinrich Audebert vom Centrum für Schlaganfallforschung Berlin (CSB) und der Klinik für Neurologie der Charité. „So konnten wir belegen, dass mit dem STEMO mehr Patienten die nötige Lyse-Therapie erhalten und diese im Schnitt 20 bis 25 Minuten früher verabreicht wird als bei konventioneller Versorgung durch Rettungsdienst und Notaufnahme. Und das Wichtigste: Schlaganfall-Betroffene, zu deren Rettung das STEMO losgeschickt wird, überleben häufiger und tragen seltener eine Behinderung davon“, so der Initiator des STEMO-Programms.
Neue Analyse der TU belegt gesundheitsökonomischen Nutzen
Eine aktuelle Analyse der TU Berlin zeigt nun außerdem den ökonomischen Nutzen des STEMO-Programms auf: Das Team um Prof. Dr. Reinhard Busse ermittelte dafür die bei Einsatz eines STEMO im Vergleich zur konventionellen Versorgung zusätzlich entstehenden Kosten und legte diese auf die verbesserten medizinischen Ergebnisse um. Berücksichtigt wurden dabei sowohl die Verlängerung des Lebens als auch die Steigerung der Lebensqualität. Den vorläufigen Ergebnissen der Analyse zufolge entstehen pro gewonnenem Lebensjahr bei voll erhaltener Lebensqualität Kosten von rund 41.000 Euro. „Das liegt im Bereich der in unseren Gesellschaften akzeptierten Spanne für einen gesundheitlichen Zugewinn“, betont Prof. Busse.
Für den Vorstand Krankenversorgung der Charité Prof. Martin Kreis haben die STEMO-Fahrzeuge ihren großen medizinischen Nutzen bei akzeptablem Aufwand nun überzeugend bewiesen. „Wir sprechen uns deshalb dafür aus, dass sie den Berlinerinnen und Berlinern dauerhaft für eine bestmögliche Schlaganfallversorgung erhalten bleiben“, sagte Kreis.
Senat noch unschlüssig
Auf Anfrage des rbb hieß es von der zuständigen Senatsverwaltung für Inneres, eine abschließende Entscheidung über den Fortbetrieb der Stemo-Rettungsfahrzeuge sei noch nicht gefallen: "Aus Sicht des Senats ist es zwingend erforderlich, alle Aspekte abschließend bewerten zu können, um eine bedarfs- und fachgerechte Versorgung der Berliner Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung finanzieren und sicherstellen zu können."
Bei der Versorgung von Schlaganfällen geht es um jede Minute: Unbehandelt sterben pro Minute knapp zwei Millionen Nervenzellen ab. Von daher machen 20 bis 25 Minuten Vorsprung einen großen Unterschied.