Salz ist lebenswichtig. Doch für große Mengen scheint der Mensch nicht gebaut zu sein. So gilt es als gesichert, dass Kochsalz den Blutdruck in die Höhe treibt. Darüber hinaus wird ein hoher Salzkonsum mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Krankheiten, Autoimmunerkrankungen sowie Krebs in Verbindung gebracht.
Eine neue Studie aus Berlin scheint nun die negativen Auswirkungen von hohem Kochsalzkonsum auf das Immunsystem zu bestätigen. Wurden Nagetiere mit einer sehr salzhaltigen Nahrung gefüttert, kam es zu einer verzögerten Wundheilung. Die Wissenschaftler vom Experimental Clinical Research Center (ECRC) der Charité und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) vermuten, dass das Salz eine bestimmte Gruppe von Fresszellen das Immunsystem geschwächt hatte. Bei den fraglichen Immunzellen handelt es sich um Makrophagen vom Typ 2, die unter anderem Entzündungen bekämpfen. Gestützt wird die Vermutung durch die kurz zuvor gemachte Entdeckung, dass sich überschüssiges Salz in den Zwischenräumen von Haut- und Muskelzellen ablagert – und nicht etwa im Blut. „Diese Erkenntnisse haben es uns ermöglicht, den Mechanismus aufzuklären, über welchen Kochsalz die Aktivität der Makrophagen schwächt“, erläutert dazu Professor Dominik Müller vom ECRC.
Salz schwächt Makrophagen vom Typ 2
Die neuen Erkenntnisse ergänzen zudem eine vorausgegangen Studie aus dem Jahr 2013, in der Müller zusammen mit US-amerikanischen Forschern einen Zusammenhang zwischen hohem Salzkonsum der Entstehung von Autoimmunerkrankungen nachweisen konnten. Demnach führt zu viel Salz zu einem massiven Anstieg einer Gruppe aggressiver Immunzellen (Th17-Helferzellen). Die T-Helferzellen seien mit daran schuld, dass das Immunsystem Amok laufe und den eigenen Organismus angreife und schädige, berichteten die Wissenschaftler seinerzeit im Fachmagazin Nature.
Hoher Salzkonsum: Die Risiken überwiegen den Nutzen
Allerdings gab es zwischenzeitlich auch widersprüchliche Studienergebnisse. Erst in diesem Frühjahr erbrachten Forscher vom MDC und ECRC bei Nagern und bei Patienten den Nachweis, dass hoher Salzkonsum das Immunsystem auf Trab bringt und bakteriellen Infektionen in der Haut rasch den Garaus macht. „Diese vermeintlich widersprüchlichen Befunde deuten darauf hin, dass sich die Makrophagen ganz unterschiedlich an ein Milieu anpassen können, das sich durch einen erhöhten Salzpegel im Körper verändert“, erläutert Müller. Sein Fazit: Vorsicht bei zu viel Salz. „Wir wissen augenblicklich nicht, wie viel Salz man essen kann, um noch auf der sicheren Seite zu sein“, sagte er. Wahrscheinlich würden die Risiken den Nutzen überwiegen.
Die neue Studie “High salt reduces the activation of IL-4+IL-13 stimulated 1 macrophages” ist soeben im Journal of Clinical Investigation erschienen.
Foto: © Syda Productions - Fotolia.com