Weisse Liste: Das richtige Pflegeheim finden
Zurzeit gibt es in Deutschland etwa 12.000 Pflegeheime. Aber nicht alle arbeiten gut, wie die nicht abreißenden Medienberichte über Pflegeskandale beweisen. Ob ein Heim die fachlichen Anforderungen an die Qualität der Pflege erfüllt, zeigt jetzt das Portal Weisse Liste, ein gemeinsames Projekt der Bertelsmann Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen. Außerdem ist eine Checkliste abrufbar, damit man sich auf den Besuch eines Pflegeheimes vorbereiten kann, um zum Beispiel die richtigen Fragen zu stellen.
Mehr Klarheit bei den Pflegenoten
Der Pluspunkt der Weissen Liste: Sie schafft mehr Durchblick für den Verbraucher, weil sie die Ergebnisse des sogenannten „Pflege-TÜV“ neu bewertet. "Die neue Auswertung der Prüfergebnisse kann zwar die grundsätzlichen Schwächen des Bewertungssystems nicht kurieren, sie bietet aber mehr Transparenz und Orientierung für Verbraucher", erklärt Uwe Schwenk, Programmleiter bei der Bertelsmann Stiftung. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen erkennen nun, ob ein Heim die Mindestanforderungen erfüllt. Prozentwerte für Pflegequalität zeigen, wie viele der überprüften Kriterien auch tatsächlich voll erfüllt werden. Um die einzelnen Einrichtungen besser vergleichen zu können, sind die Werte außerdem im Verhältnis zum Bundesdurchschnitt aufgeführt. Es zählen nur pflegerische Kriterien, ob etwa Pflegebedürftige regelmäßig ihre Medikamente bekommen, ob sie ausreichend trinken und nicht gegen ihren Willen oder ohne Gerichtsbeschluss ans Bett gefesselt werden. Andere Kriterien, wie etwa die zur Organisation und zu Einrichtungsmerkmalen fallen weg. In der Weissen Liste gibt es auch keine Durchschnittsnoten. Mit dieser Methode können Pflegeheimbetreiber Mängel in einem Bereich durch gute Bewertungen in einem anderen Bereich ausgleichen. Schwere Versäumnisse bei der Wundversorgung der Patienten fallen so nicht auf, wenn zum Beispiel die Speisekarte des Pflegeheims nur gut lesbar ist. Im bisherigen Pflege-TÜV des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen erzielten viele Einrichtungen Bestnoten – nämlich stolze 1,0 für etwa jedes vierte Heim und für fast jeden zweiten ambulante Pflegedienst. Wesentlich schlechter fällt dagegen die neue Bewertung der Pflege-Noten durch die Bertelsmann-Stiftung aus: Nur elf Prozent der Heime und 29 Prozent der Hilfsdienste erfüllen hier alle wichtigen Kriterien.
Checkliste hilft, ein gutes Pflegeheim zu finden
Bei der Suche nach dem richtigen Pflegeheim sollte man unbedingt mehrere Einrichtungen miteinander vergleichen. Das bedeutet auch, sich ein Heim vor Ort anzuschauen, mit den Fachkräften und vielleicht sogar mit einigen Bewohnern zu sprechen. Das Vergleichsportal Weisse Liste bietet dazu eine standardisierte Checkliste an, die helfen soll, ein Pflegeheim zu finden, dass am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt. Auf der Liste wird zum Beispiel gefragt, wie gut der zukünftige Wohnort für Besucher erreichbar ist, welche Geschäfte, Restaurants, Ärzte etc. in der Nähe liegen und ob einem die unmittelbare Umgebung überhaupt gefällt. Wichtig ist die Ausstattung der Wohnung bzw. des Zimmers, also ob man etwa ein eigenes Bad hat oder persönliche Dinge und eigene Möbel mitbringen kann. Viele Menschen möchten auch wissen, ob sie frei entscheiden können, wann sie aufstehen und schlafen gehen, wann sie essen und wie sie den Tag verbringen und wie schmackhaft das Essen ist. Sehr genau sollte man sicherlich nach der Art und Weise der pflegerischen und ärztlichen Betreuung fragen: Gibt es eine Pflegekraft, die einem als fester Ansprechpartner zur Seite steht, kann sich die Pflege auf die individuelle Situation einstellen oder bietet das Heim regelmäßige Sprechstunden von Haus- und Fachärzten an?
Neuer Pflege-TÜV kommt erst 2019
Der oft kritisierte Pflege-TÜV steht jetzt selbst auf dem Prüfstand. Ein Qualitätsausschuss des Bundesministerium für Gesundheit arbeitet derzeit an einem neuen Bewertungsverfahren. Spätestens Ende 2017 sollen die Ergebnisse vorliegen. Aber auf Prüfergebnisse nach dem neuen Verfahren müssen Pflegeheime und Pflegebedürftige noch mindestens bis 2019 warten. Bis dahin werden die Pflegenoten weiter in der bisherigen Form veröffentlicht. "In der Übergangszeit wollen wir mit der neuen Auswertungsmethode der Pflege-Prüfergebnisse den Verbrauchern mehr Orientierung bieten", so Uwe Schwenk von der Bertelsmann Stiftung.
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