Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Psychische Erkrankungen entstigmatisieren

Sonntag, 14. Juli 2013 – Autor: Anne Volkmann
Menschen mit psychischen Erkrankungen zu ermutigen, mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu gehen, ist das Ziel einer vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit koordinierten Kampagne zur Stärkung der Medienkompetenz Betroffener. Dadurch soll der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen entgegengewirkt werden.

Menschen mit psychischen Erkrankungen fürchten sich vor Ablehnung

Patienten mit psychischen Erkrankungen leiden nicht nur unter den Symptomen ihrer Krankheit selbst, sondern auch unter den negativen Vorurteilen ihrer Umwelt. So haben, wie erst kürzlich eine in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie gezeigt hat, mehr als zwei Drittel aller Patienten mit Depressionen bereits Erfahrungen mit Diskriminierungen in irgendeiner Form gemacht. Mehr als ein Drittel berichtete, von anderen Menschen aufgrund ihrer Erkrankung gemieden zu werden.

Um diese Situation zu verbessern und das Verständnis für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu erhöhen, hat das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit mit der Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit ein Konzept zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen in den Medien und in der Gesellschaft entwickelt. Dazu gehören auch Projekte, die das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit mit dem Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. (BApK) und dem Bundesverband der Psychiatrie-Erfahrenen e.V. (BPE) durchführt. Mit Schulungen und Workshops sollen Betroffene und Angehörige als Akteure in die Medienarbeit der Verbände einbezogen werden.

Psychisch Erkrankte berichten von ihren Erfahrungen

So will der BApK mit dem Projekt „Open the Face - Lebensgeschichten aus der Psychiatrie“ Betroffenen Mut machen, den Weg in die Öffentlichkeit zu gehen. Das Konzept sieht vor, Betroffene zu befragen und deren ganz persönliche Erfahrungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ziel der Kampagne ist es, die Erfahrungen im Umgang mit Stigmatisierung durch das soziale Umfeld sichtbar zu machen und einen selbstbewussten Umgang der Betroffenen mit ihrer Erkrankung zu fördern. Im vergangenen Herbst starteten die ersten eintägigen Workshops; sie werden noch bis 2014 in verschiedenen deutschen Städten fortgeführt.

Das zweite Projekt zur Förderung der Medienkompetenz in der Selbsthilfe wird durch den Bundesverband der Psychiatrie-Erfahrenen (BPE) durchgeführt. Mit insgesamt acht Veranstaltungen in 2013 und 2014 werden Kompetenzen wie Pressemitteilungen, Bürgerfunk oder Interviewführung trainiert. Dabei geht es nicht nur um persönliche Erfahrungen mit der Krankheit, sondern auch darum zu zeigen, wie wichtig die gesellschaftliche Teilhabe für psychisch Erkrankte ist.

Folgen von Stigmatisierung oft dramatisch

„Diskriminierung und Ausgrenzung psychisch kranker Menschen stehen im Mittelpunkt der medialen Antistigma-Arbeit in allen Selbsthilfeorganisationen“, kommentiert Prof. Dr. Wolfgang Gaebel, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit, die Kampagne. „Das hohe Engagement von BApK und BPE und der Austausch mit verschiedenen Selbsthilfeorganisationen in unserem Aktionsbündnis sowie die Diskussion mit den Fachgesellschaften waren wichtige Garanten in der Entwicklung und der erfolgreichen Durchführung beider Projekte.“

Obwohl sich nach Meinung von Experten in letzter Zeit einiges in der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen getan hat, beklagen die meisten doch, dass sich Medien, Politik und Arbeitgeber immer noch zu wenig für die Belange Betroffener einsetzen. Und die Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung können dramatisch sein. Denn oft hält die Angst vor Benachteiligung Patienten sogar davon ab, professionelle Hilfe zu suchen. Zudem trauen sich viele Betroffene nicht, enge persönliche Beziehungen mit anderen Menschen einzugehen. Viele Patienten fürchten die Stigmatisierung sogar so sehr, dass sie sich deshalb nicht um einen Arbeitsplatz bewerben. 71 Prozent der Betroffenen ziehen es vor, ihren Mitmenschen nichts von ihrer Erkrankung zu erzählen.

Foto: Yuri Arcurs / fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Psychische Erkrankungen

23.06.2018

Forscher haben in einer aktuellen Studie wichtige molekulare Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen nachweisen können. Die Ergebnisse könnten dazu führen, die Diagnosekriterien für psychische Erkrankungen neu zu überdenken.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin