Prostatakrebs: Streit um PSA-Test
In Deutschland hat jeder Mann ab seinem 45. Geburtstag einmal im Jahr Anspruch auf eine Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs. Dazu gehören eine digital-rektale Untersuchung (DRU) der Prostata sowie das Abtasten der Genitalien und Leistenlymphknoten. Der PSA-Test, also die Blutuntersuchung auf das prostataspezifische Antigen, ist darin nicht enthalten.
Doch die aktuelle deutsche S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie von Prostatakrebs rät, Männer ab 40 über die Möglichkeit einer Früherkennung aufzuklären und ihnen gegebenenfalls sowohl die DRU als auch den PSA-Test anzubieten. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie hält das für sinnvoll und erklärt, der PSA-Test sei immer noch „das wichtigste Instrument für die Früherkennung von Prostatakrebs“.
Wissenschaftler in den USA gegen PSA-Test
Eine ganz andere Richtung haben nun die Amerikaner eingeschlagen. In ihrer Leitlinie hat sich die amerikanische Gesellschaft für Urologie (AUA) gegen ein generelles PSA-Screening für gesunde Männer ausgesprochen. Männer über 55 Jahre sollten jedoch über die Möglichkeiten der Früherkennung aufgeklärt werden und dann entscheiden können, ob sie eine PSA-Untersuchung wünschen. Ab dem 70. Lebensjahr soll nach Meinung der AUA gar kein PSA-Test mehr angeboten werden.
Ein weiterer Vorschlag, wie künftig die Früherkennung auf Prostatakrebs aussehen soll, wurde nun von der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) eingebracht. Sie stützt sich dabei auf eine Metaanalyse der wichtigsten Studien zum Thema. Dabei kamen die Experten der EAU zu dem Ergebnis, dass der PSA-Test die Mortalität durch Prostatakrebs um bis zu 44 Prozent senken kann. Die Gesellschaft rät daher, Männern zwischen 40 und 45 Jahren, die noch über eine Lebenserwartung von mindestens zehn Jahren verfügen, grundsätzlich einen PSA-Test anzubieten.
Bei einem Wert von über 1,0 ng/ml mit 45 Jahren oder von über 2,0 ng/ml mit 60 Jahren sollte, so der Rat der EAU, der Test nach zwei bis vier Jahren wiederholt werden. Bei niedrigeren Werten reiche es aus, erst nach acht Jahren einen erneuten PSA-Test durchzuführen. Zudem sollte das Risiko für Prostatakrebs auch anhand weiterer Faktoren wie des Alters, der familiären Belastung und des Ergebnisses der Biopsie bestimmt werden.
Überdiagnostik befürchtet
Umstritten ist der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs vor allem deshalb, weil auch diverse andere entzündliche Prozesse im Körper zu einem PSA-Anstieg führen können. Zudem fürchtet man eine Überdiagnostik sowie unnötige Operationen mit den bekannten Risiken wie Inkontinenz und Impotenz. Einig ist man sich allerdings darin, dass der PSA-Test als Verlaufskontrolle bei einer bereits bekannten Krebserkrankung sinnvoll ist. Bei der Früherkennung weist erst ein über einen längeren Zeitraum erhöhter Testwert in Kombination mit einem verdächtigen Tastbefund auf ein tatsächlich erhöhtes Risiko für Prostatakrebs hin. Gewissheit kann aber nur eine Biopsie schaffen.
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