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Mit elektrischen Feldern gegen das Glioblastom

Samstag, 29. November 2014 – Autor:
Werden Patienten mit Glioblastom zusätzlich zur Chemotherapie mit einem innovativen Verfahren behandelt, bei dem die Tumorzellen wechselnden elektrischen Feldern ausgesetzt sind, kann dies die Überlebensrate verlängern. Das zeigen erste Daten einer internationalen Studie.
Elektrische Felder gegen Gliobastom

Etwa 6.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an einem Glioblastom. – Foto: psdesign1 - Fotolia

Tumor Treating Fields (TTF) sind wechselnde elektrische Felder, welche die Zellteilung stören und damit den Untergang der Tumorzellen bewirken sollen. Da sich Hirnzellen beim Erwachsenen nicht mehr teilen, bleibt diese Wirkung bei der Anwendung auf dem Kopf auf den Tumor beschränkt. Das Verfahren kann zur Behandlung eines Glioblastoms, eines bösartigen Hirntumors, angewendet werden, befindet sich derzeit aber noch in der Entwicklung. Nun wurden erste Daten aus einer multizentrischen Studie veröffentlicht, die recht positiv zu sein scheinen.

Für die Studie wurde das von Dr. Yoram Palti vom Technion-Israel Institute of Technology in Haifa entwickelte NovoTTF-100A-System angewendet. Es besteht aus vier sogenannten Tranducern, die am Kopf des Patienten befestigt werden und dort elektrische Felder aussenden. Labortests und Tierversuche hatten bereits gezeigt, dass das TFF-System tatsächlich das Tumorwachstum verlangsamen kann. In den USA ist das Gerät seit 2011 zur Therapie des rezidivierten Glioblastoms bei spezieller Lokalisation zugelassen.

Progressionsfreies Überleben durch TFF verlängert

Jetzt ließ der Hersteller Zwischenergebnisse einer Phase III-Studie vorstellen, an der zurzeit insgesamt 700 Patienten mit Glioblastom teilnehmen. Alle Patienten hatten nach einer Operation bereits Bestrahlung und Chemotherapie erhalten. Nach Abschluss der Standardtherapie erhielten einige von ihnen eine Kombination aus einem Chemotherapeutikum und der Behandlung mit elektrischen Feldern; die anderen erhielten nur die medikamentöse Therapie. Der primäre Endpunkt der Studie war das progressionsfreie Überleben.

Professor Roger Stupp, einer der Studienleiter und Vorsitzender des Krebszentrums der Universität Zürich, präsentierte auf dem Jahreskongress der Society for Neuro-Oncology in Miami (USA) die Analysedaten der ersten 315 Patienten. Wie sich herausstellte, konnte durch die Kombinationstherapie mit TTF das progressionsfreie Überleben der Glioblastom-Patienten von 4,0 Monaten auf 7,1 Monate verlängert werden. Das Risiko der Tumorprogression war bei den mit TTF in Kombination mit Temozolomid behandelten Patienten um 37 Prozent reduziert. Die Gesamtüberlebenszeit verbesserte sich ebenfalls, allerdings nur von 16,6 auf 19,9 Monate; der Unterschied war nicht signifikant.

Hoffnung für Glioblastom-Patienten?

Auch wenn die Daten den Einfluss der TTF-Therapie auf das Gesamtüberleben nicht sicher belegen können, stuft Stupp die Ergebnisse als „bahnbrechend“ ein. Das ist vor allem darin begründet, dass die bisherigen Therapieerfolge beim Glioblastom begrenzt sind. Nach Strupps Ansicht sollte die Kombinationstherapie mit TFF daher zum Standard für die Behandlung von Glioblastom-Patienten werden.

Die Therapie wurde von den meisten Patienten gut vertragen. Wenn Nebenwirkungen auftraten, so waren sie meistens nicht schwer und betrafen hauptsächlich die Haut. „Weitreichende Konsequenzen" für die Tumortherapie erwartet auch Professor Michael Weller, Direktor der Klinik für Neurologie des Universitäts-Spitals Zürich und Präsident der European Association for Neuro-Oncology von der neuen, nebenwirkungsarmen Therapie. „In der Studie wurde die Wirksamkeit eines neuartigen Therapieprinzips belegt", so Weller.

Foto: © psdesign1 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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