Mechanismus bei Präeklampsie entdeckt
Bei einer Präeklampsie, umgangssprachlich auch als „Schwangerschaftsvergiftung“ bezeichnet, treten bei der Mutter erhöhter Blutdruck, Wasserleinlagerungen und eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin auf. In der Folge kann es zu einer Unterversorgung des Fötus und zu Wachstumsstörungen kommen. Unbehandelt kann die Präeklampsie zudem zu lebensgefährlichen Krampfanfällen (Eklampsie) führen.
Die genauen Ursachen der Präeklampsie sind bisher nicht bekannt. Man weiß jedoch, dass es zu einem gestörten Aufbau der Plazenta kommt. Ein internationales Forscherteam konnte nun einen Faktor aus dem Immunsystem identifizieren, der für die Krankheit relevant ist.
Zellkommunikation bei Präeklampsie gestört
In Vorstudien stellten die Forscher fest, dass in den Plazenten von Frauen, die unter Präeklampsie litten, das Rezeptorprotein CD74 verringert war. Dieses Protein befindet sich in der Plazenta auf den Makrophagen, die dort mit anderen Zellen, den Trophoblasten, interagieren und diese stimulieren. Im Zellkulturversuch unterdrückten die Wissenschaftler die Produktion von CD74 in den Fresszellen, die daraufhin entzündungsfördernde Botenstoffe abgaben. Im Mausversuch zeigte sich, dass Tiere ohne das CD74-Protein Plazenten mit ungewöhnlichem Aufbau bildeten, die weniger leistungsfähig waren als bei den Tieren einer Vergleichsgruppe.
Die unmittelbaren Ursachen für die Entzündung und das abnorme Erscheinungsbild der Plazenten sehen die Forscher in der gestörten Kommunikation zwischen den Makrophagen und den Trophoblasten, die für einen normalen Verlauf der Schwangerschaft wichtig ist. Weshalb der CD74-Rezeptor bei den betroffenen Frauen jedoch in geringerem Maße produziert wird und wie dadurch die vielen Symptome der Präeklampsie genau ausgelöst werden, ist jedoch weiterhin offen.
Hoffnung auf Therapieansätze
„Langfristig eröffnet der Zusammenhang zwischen CD74-Rezeptor und Präeklampsie Angriffspunkte für eine Therapie, die sich gegen die Ursachen und nicht die Symptome richtet“, so PD Dr. Florian Herse vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH). Das sei auch bitter nötig, so Herse, da es bisher trotz jahrzehntelanger Forschung keine echte Therapie für die Präeklampsie gebe.
Eine Präeklampsie tritt bei Erstgebärenden häufiger auf als bei Frauen, die bereits entbunden haben. Etwa drei bis fünf Prozent der Erstgebärenden sind betroffen. Das Risiko steigt bei Mehrlingsschwangerschaften, bei sehr hohem oder niedrigen Alter der Mütter sowie bei starkem Untergewicht. Auch sind Frauen, die schon vor der Geburt unter Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Nierenkrankheiten leiden, stärker gefährdet, eine Präeklampsie zu entwickeln.
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