Krebsambulanz der Charité in Mitte eröffnet
Unter dem Dach des Charité Comprehensive Cancer Centers ist am Mittwoch die onkologische Portalambulanz am Campus Mitte offiziell eröffnet worden. Im Unterschied zu vielen anderen Hochschulambulanzen bündelt das neue Angebot interdisziplinäre Expertise. Das bedeutet beispielsweise für einen Patienten mit Darmkrebs: Gastroenterologen, internistische Onkologen, Chirurgen und eventuell auch Strahlentherapeuten behandeln den Patienten gemeinsam. Bei Bedarf erhalten die Betroffenen und ihre Angehörigen psychologische Beratung und weitere unterstützende Angebote, etwa Kontakte zu Selbsthilfegruppen. Damit setzt das Tumorzentrum die Philosophie der fachübergreifenden Patientenversorgung, wie sie im stationären Bereich schon seit langem erfolgt, nun auch im ambulanten Bereich am Campus Mitte fort.
Portalambulanz der Charité: Gebündelte Krebs-Expertise an einem Ort
Die Portalambulanz sei für alle hämatologischen und onkologischen Patienten eine Eintrittspforte in die Charité und eng verknüpft mit sämtlichen Spezialisten an allen drei Campi, betonte dessen Leiter Dr. Bert Hildebrandt bei der Eröffnungsfeier am Mittwoch. „Neben der Diagnostik planen und koordinieren wir in der Portalambulanz die bestmögliche ganzheitliche und auch leitliniengerechte Therapie der Patienten“, erläuterte Hildebrandt das neue Angebot. Auch Zweitmeinungen könnten dort eingeholt werden, ein Termin innerhalb einer Woche sei garantiert.
Daneben bietet die onkologische Portalambulanz eine Reihe von Spezialsprechstunden an, darunter eine genetische Beratung bei Brust- und Eierstockkrebs, eine Polyneuropathie-und eine Metastasensprechstunde.
„Wir wollen unsere Patienten nicht von Campus zu Campus schicken, sondern ihnen eine zentrale Anlaufstelle bieten“, sagte der Direktor des Charité Comprehensive Cancer Centers Professor Ulrich Keilholz. Darum seien jetzt sämtliche onkologischen Sprechstunden an einem Ort, „mit interdisziplinärer Besetzung“, wie Keilholz hervorhob.
Geburtsstunde der ganzheitlichen Krebsmedizin war vor über 100 Jahren
Was für Krebspatienten in Berlin ein echter Zugewinn ist, ist in Wahrheit gar nicht so neu. Bereits vor über 100 Jahren wurden am Standort Mitte die Wurzeln einer interdisziplinären Krebsbehandlung und Forschung gelegt, berichtete der Ärztliche Direktor der Charité, Professor Ulrich Frei. Und zwar in den von Ernst von Leyden gegründeten Krebsbaracken. Dort hätten sich bereits im Jahr 1903 Internisten und Chirurgen und bald auch Pathologen und Strahlentherapeuten gemeinsam um Krebspatienten gekümmert. Weiter habe es dort die ersten (gescheiterten) Versuche einer chemischen Krebstherapie und einer Radiotherapie gegeben. „Ernst von Leyden hat damals eine Idee entwickelt, die bis heute nachwirkt“, sagte Frei in seinem Vortrag „100 Jahre Krebsmedizin in 5 Minuten.“ „Auf dem Boden dieser historischen Vorarbeiten wollen wir voranschreiten und eine ganzheitliche Krebstherapie etablieren.“
Die fachübergreifende Arbeitsweise hatte zwar mehr oder weniger die DDR-Zeit überstanden, nicht aber den Mauerfall. Erst mit der Gründung des Comprehensive Cancer Centers im Jahr 2009 wurde die interdisziplinäre Krebsmedizin an der Charité institutionalisiert. Ab sofort auch mit einer zentralen Anlaufstelle für ambulante Patienten am Campus Mitte. Das komplette Angebot und die Kontaktadresse der onkologischen Portalambulanz sind unter http://opa.charite.de/ zu finden.
Weitere Portalambulanzen für Krebspatienten gibt es am Charité Campus Virchow Klinikum und Campus Benjamin Franklin.
Foto: Charité - Universitätsmedizin Berlin