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Ist Alkohol tödlicher als andere Drogen?

Mittwoch, 4. März 2015 – Autor:
Alkohol gilt als Teil unserer Kultur. Und doch handelt es sich um eine Droge, die einer neuen Studie zufolge sogar noch gefährlicher ist als bisher gedacht. Demnach führt Alkohol schneller zum Tod als beispielsweise Heroin.
Alkohol ist eine tödliche Droge.

Die Folgen von Alkoholkonsum sollten nicht unterschätzt werden. – Foto: eyetronic - Fotolia

Alkohol kann Nerven und Organe schädigen, zu psychischen Störungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas führen und sogar Krebserkrankungen begünstigen. Auch steigt durch hohen Alkoholkonsum die Gefahr für eine Fettleber oder eine Gastritis. Besonders verheerend sind vor allem aber auch die Folgen für das soziale Leben der Betroffenen und ihrer Familien.

In Deutschland wird weit mehr Alkohol konsumiert als in anderen Ländern der Welt. Die Bundesrepublik gilt daher als Alkohol-Problem-Nation Nummer Eins. 11,8 Liter reinen Alkohol trinkt im Durchschnitt jeder Deutsche über 15 Jahren – das entspricht rund 500 Flaschen Bier. Und die Folgen werden oft unterschätzt. Dabei ist Alkohol einer aktuellen Studie zufolge im direkten Vergleich sogar tödlicher als illegale Drogen wie Heroin oder Kokain. Die Forscher hoffen, mit ihren Ergebnissen dazu beizutragen, das Bewusstsein für die Problematik zu sensibilisieren. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten sie im Fachmagazin „Scientific Reports“.

Sterblichkeitsrisiko durch Alkohol am höchsten

Die Wissenschaftler der Universität Karlsruhe und der Technischen Universität Dresden wollten herausfinden, wie gefährlich Alkohol im Vergleich zu anderen Drogen wie Kokain, Nikotin oder Amphetaminen ist. Anhand von Tierversuchen errechneten sie die sogenannte „Marge of Exposure“, die „Belastungsspanne“, für die verschiedenen Substanzen. Die „Marge of Exposure“ ist ein von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) entwickeltes Instrument zur Risikobewertung bestimmter Substanzen, die in Lebensmitteln vorkommen. Berechnet wird dabei das Verhältnis zwischen der Dosis, bei der man negative Auswirkungen feststellt, und dem durchschnittlichen Expositionsniveau dieser Substanz in der Bevölkerung.

Schon frühere Studien haben darauf hingewiesen, dass Alkohol auf Platz Eins aller Drogen in Bezug auf die Zerstörungskraft für Mensch und Gesellschaft liegt. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass Alkohol auch die tödlichste Droge ist, gefolgt von Heroin, Kokain und Nikotin. Cannabis und Diazepam bilden die Schlusslichter und haben damit die geringste tödliche Wirkung.

Die Ergebnisse der Studie müssen dennoch mit Bedacht interpretiert werden. Denn viele Menschen konsumieren Alkohol nur in geringen Mengen, und auf diese Weise sind Bier und Wein weit weniger gefährlich als beispielsweise Heroin oder Kokain. Zudem beruht die Gefährlichkeit von Drogen wie Heroin nicht nur auf der direkten Wirkung der Substanzen, sondern auch auf der riskanten und oft unhygienischen Art der Einnahme sowie den sozialen Begleiterscheinungen, die auch schon bei geringerem Konsum auftreten können.

Folgen anderer Drogen nicht unterschätzen

Auch die relativ niedrige „Marge of Exposure“ von Cannabis bedeutet nicht, dass Haschisch völlig ungefährlich ist. Denn in der vorliegenden Studie wurden weder die Neben- und Folgeerkrankungen noch die psychischen Wirkungen der Substanzen, sondern lediglich das direkte Sterblichkeitsrisiko untersucht. Dennoch könnte die Studie dazu beitragen, den Konsum von Alkohol in Zukunft kritischer zu betrachten.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sterben jedes Jahr rund 15.000 Menschen in Deutschland an den Folgen von Alkoholkonsum. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) schätzt die Zahl der Alkohol-Toten sogar auf 80.000 pro Jahr. Nach beiden Berechnungen führen die Alkoholtoten zusammen mit den Todesfällen durch Tabakkonsum die Liste der Drogentoten in Deutschland an – danach kommt lange Zeit nichts. Demgegenüber steht die Tatsache, dass es in den meisten europäischen Nationen strikte Gesetze gegen „harte“ Drogen gibt, während Alkohol und Zigaretten sogar für Minderjährige relativ einfach zu erwerben sind.

Foto: © eyetronic - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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