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Herzinsuffizienz-Patienten profitieren von Vernetzung

Sonntag, 6. April 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Eine Betreuung durch geschulte Herzschwestern in speziellen Herzzentren an Kliniken verbessert die Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz. Das zeigt eine Studie am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg. Besonders große Vorteile haben Herzpatienten mit Depression.
Diagnose Herzinsuffizienz - bessere Prognose durch sektorübergreifende Versorgung

Studie: Abgestimmte Versorgung verbessert Prognose bei Herzschwäche und Depression – Foto: fotodo - Fotolia

Im Rahmen der Studie Interdisziplinäres Netzwerk Herz (INH) / Heart Net Care werden Patienten dort durch speziell ausgebildete Krankenschwestern im Umgang mit ihrer Erkrankung geschult. Je nach Schwere der Erkrankung kommen die Patienten ein bis viermal pro Monat ins Zentrum. Dabei kooperiert das Zentrum eng mit den behandelnden Hausärzten und Kardiologen. „Die Schwester berät den Patienten. Wenn aber irgendein Eingriff in die Versorgung gemacht werden muss, läuft das immer zurück ans Netz“, sagte Zentrumsleiter Professor Georg Ertl beim Frühjahrsforum der Deutschen Hochschulmedizin in Berlin.

Programm wirkt besonders gut bei Herzinsuffizienz und Depression

An dem Netz wirken nach Ertls Angaben zehn Krankenhäuser, drei Institute, über 300 Hausärzte und rund 100 Kardiologen mit. Die Netzwerkversorgung verbessert die Prognosen der Patienten. Ertl und seine Kollegen konnten in Studien zeigen, dass die Sterblichkeit nach 180 Tagen deutlich geringer ist als in der normalen Regelversorgung. Der Effekt auf die Sterblichkeit ist nach Angaben des Würzburger Experten stärker ausgeprägt als beim Einsatz eines Defibrillators. Ertl kritisierte, dass das nachgewiesenermaßen erfolgreiche Netzversorgungsprogramm im Gegensatz zum Defi nicht in die Regelversorgung übernommen wurde. „Um diese Programme kämpfen wir heftig“, sagte er.

Ganz besonders gut wirke das Programm bei Herzinsuffizienz-Patienten mit Depression, so Ertl weiter. Knapp ein Drittel der Patienten in der Studie litten unter Depressionen (32%). Ihre Prognose ist den Angaben zufolge deutlich schlechter als die von Herzinsuffizienz-Patienten ohne Depression als Begleiterkrankung.

Herzinsuffizienz – tödlicher als mancher Krebs

Eine Verbesserung der Versorgung bei Herzinsuffizienz tut nach Angaben des Würzburger Experten dringend Not. Die Behandlungsfälle und die Kosten der Behandlung steigen stetig. Das geht auf den demografischen Wandel zurück. Herzinsuffizienz kommt bei mehr als 15 Prozent der Menschen über 70 Jahre vor. Über 40 Prozent der Patienten müssen nach der ersten Krankenhausbehandlung innerhalb eines Jahres wieder in der Klinik behandelt werden. Erwiesen ist Ertl zufolge auch, dass jeder Krankenhausaufenthalt die Prognose eines Patienten verschlechtert. „Wenn ein Patient es schafft, längere Zeit dem Krankenhaus fernzubleiben, hat er eine deutlich bessere Prognose“, sagte der Herzspezialist. Die Prognose hängt nach seinen Angaben aber auch von der Anzahl der Begleiterkrankungen ab. Vier bis fünf weitere Krankheiten sind bei Herzinsuffizienz die Regel. Die Sterberate bei Herzinsuffizienz sei sehr viel höher als bei vielen onkologischen Erkrankungen.

Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz ist eines von bundesweit acht Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren, die vom Bundesforschungsministerium gefördert werden. Sie sollen die Kompetenzen zu den jeweiligen Themen bündeln und dafür sorgen, dass Ergebnisse der Forschung schneller den Patienten zur Verfügung stehen. Das Würzburger Zentrum wird seit 2010 gefördert.

Foto: fotodo - Fotolia.com

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