Gesundheitsämter leiden unter notorischem Ärztemangel
Freitag, 16. Mai 2014
– Autor:
Cornelia Wanke
Der zunehmende Ärztemangel und die sinkende personelle Ausstattung machen den Gesundheitsämtern in Deutschland zu schaffen. Das stellten die Bundesverbände der Ärztinnen und Ärzte sowie der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes bei der Eröffnung ihres nun 64. Wissenschaftlichen Kongresses fest.
Vom Aussterben bedroht? Der ÖGD hat ein Nachwuchsproblem!
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„Der Ärztemangel im ÖGD muss allen Beteiligten in Bund, Ländern und Gemeinden, die in der Gesundheitspolitik Verantwortung tragen, endlich bewusst werden“, forderte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD) Dr. Ute Teichert. Die kürzlich von der Bundesärztekammer veröffentlichten Zahlen der Ärztestatistik 2013 seien alarmierend: „Die Gesamtzahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern ist im Vergeblich zum Jahr 1996 um rund ein Drittel zurückgegangen, obwohl die Gesamtzahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland im gleichen Zeitraum um rund 21 Prozent gestiegen ist. So blutet der ÖGD aus und die Versorgung der Bevölkerung gerade in Epidemie-Zeiten ist nicht mehr gesichert“, so Teichert.
Gesundheitsämter: Die Demographiefalle ist im ÖGD längst schon zugeschnappt
Die Vorsitzende des Verbandes wies auch auf die ungünstige Altersstruktur und den eklatanten Nachwuchsmangel in den Gesundheitsämtern vor Ort hin: „Die Zahl der bei Bund, Ländern und Gemeinden beschäftigten Fachärztinnen und Fachärzte für öffentliches Gesundheitswesen ist mittlerweile niedriger als die Zahl der nicht mehr berufstätigen. Die drohende Demographiefalle, die der Präsident der Bundesärztekammer Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery bei der Vorstellung der Ärztestatistik beklagt hatte, stehe dem ÖGD nicht bevor, sie sei dort längst bittere Realität.
Eine wesentliche Ursache für die kritische Personalsituation im ÖGD sieht der Berufsverband in der schlechten Bezahlung und der kontinuierlichen Blockadehaltung der kommunalen Arbeitgeberverbände: „Fachärztinnen und -ärzte, die aus der Klinik in ein Gesundheitsamt wechseln möchten, werden dort auf das Gehaltsniveau eines Berufsanfängers zurückgesetzt.“, hieß es. Das bedeute oft einen Gehaltsverlust von mehr als 1.000 Euro pro Monat. Das mache auch das Werben um qualifizierten fachärztlichen Nachwuchs nahezu chancenlos.
ÖGD will in das vorgesehene Präventionsgesetz stärker eingebunden werden
An die Bundesregierung und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe appelliert der BVÖGD, die Gesundheitsämter bei dem im Koalitionsvertrag vorgesehenen Präventionsgesetz stärker einzubinden: „Die dort enthaltene Zielsetzung, insbesondere die Prävention in Lebenswelten, wie Kita, Schulen, Betrieben und Pflegeheimen, zu stärken, wird von uns ausdrücklich unterstützt“, so Teichert. „Wir haben als einzige Institution im Gesundheitswesen den direkten Zugang zu verschiedenen Lebenswelten, wie Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen, sowie bei der Ansprache sozial benachteiligter Gruppen vor Ort.“ Diese Expertise und das spezifische Know-how des ÖGD sollte beim erneuten Anlauf zum Präventionsgesetz genutzt werden.
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