Fußball-EM kann für Herz-Patienten gefährlich werden
Emotionaler Stress verursacht oft einen Anstieg von Puls und/oder Blutdruck, der für normale Menschen unbedenklich ist. Anders sieht es bei KHK-Patienten aus: „In den vorgeschädigten Gefäßwänden kann es bei starken Blutdruckanstiegen und durch Ausschüttung von Stresshormonen zu kleinen Einrissen kommen, an denen sich nachfolgend Blutgerinnsel bilden. Die führen zur Verstopfung der Herzkranzgefäße“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Herzstiftung, Prof. Thomas Meinertz, in der Zeitschrift Herz heute.
„Der Herzmuskel wird dann nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt und kann in Teilen absterben. Es entsteht ein Herzinfarkt. Ebenso sind Herzrhythmusstörungen möglich, die bei einer mangelnden Blutversorgung des Herzmuskels auftreten können und im Extremfall zu tödlichem Kammerflimmern, das heißt zum plötzlichen Herztod, führen“, so Meinertz weiter.
Fußball-EM und Herz: Eventuell Betablocker-Dosis erhöhen
Er rät zu Vorsorgemaßnahmen. So wäre das ein guter Anlass, Dosierung und Zusammenstellung der Medikamente vom Arzt überprüfen zu lassen: Könnte ein weiterer Blutdrucksenker notwendig sein? Sind die Cholesterinwerte gut eingestellt? Die regulären Medikamente sollten weiter gewissenhaft eingenommen werden.
Patienten mit KHK sollten eventuell vor dem Spiel die Betablocker-Dosis erhöhen und bei akut einsetzender Angina pectoris frühzeitig Nitrospray nehmen. Patienten, die dazu neigen, auf emotionalen und körperlichen Stress mit Angina-pectoris-Anfällen zu reagieren, können vorbeugend Isosorbiddinitrat (zum Beispiel Isoket Sublingualtabletten, ISDN STADA, ISDN AL) lutschen. Dessen Wirkung hält bis zu vier Stunden an. Diese Maßnahmen sollten aber mit dem Arzt besprochen sein.
Fußball-EM und Herz: Genug Bewegung, genug Schlaf
Außerdem gilt: Fit bleiben. Wer ausreichend belastbar ist, sollte sich wöchentlich 5-mal 30 Minuten im Ausdauerbereich bewegen, um unter anderem für eine bessere Durchblutung des Herzmuskels zu sorgen und das Fortschreiten der KHK zu bremsen. Ausdaueraktivitäten sind schnelles Spazierengehen, Joggen oder Radfahren. Zu achten ist auch auf ausreichenden Schlaf. Schlafmangel macht stressanfälliger und ist ein möglicher Auslöser für Herzrhythmusstörungen.
Zu einem gemütlichen gehören Snacks und Getränke. Doch es muss nicht immer die fetthaltige und übersalzene Party-Knabbermischung sein. Transfette können das schädliche LDL-Cholesterin im Blut erhöhen und das schützende HDL-Cholesterin vermindern, Salz verursacht bei vielen Menschen eine Erhöhung des Blutdrucks. Eine gesunde Alternative sind knackige Gemüsesticks mit Paprika-Dip, Frischkäseröllchen oder belegte Crostini.
Fußball-EM und Herz: Auf rauchfreie Umgebung achten
Gerade in Verbindung mit seelischer Erregung kann das Trinken von Alkohol zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Prinzipiell sollten Männer nicht mehr als 20 g, Frauen nicht mehr als 10 g Alkohol täglich zu sich nehmen. Das entspricht circa 500 ml Bier für Männer und 250 ml für Frauen.
Wichtig ist ein rauchfreies Umfeld. Bereits eine geringe Aufnahme von Passivrauch reicht, um die Gefäße zu schädigen, die Thromboseneigung zu erhöhen und die Durchblutung der Herzkranzgefäße zu vermindern. Außerdem gilt es, der Aufregung während der Partie entgegenzuwirken und eine mentale Distanz zum Spiel zu schaffen. Wer das Gefühl haben, dass der Blutdruck steigt, sollte sich hinlegen und eine Weile entspannen.
Fußball-EM kann für Herz-Patienten gefährlich werden
Eine Forschergruppe um Dr. Ute Wilbert-Lamen an der Medizinischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München wies 2008 nach, dass sich bei der Fußball-WM 2006 die Zahl der Herznotfälle in München besonders bei Patienten mit bekannter koronarer Herzerkrankung deutlich erhöhte. Andere Forscher bestreiten solch einen Zusammenhang.
Auf jeden Fall ist es wichtig, für den Herzinfarkt, der für den Patienten immer unerwartet kommt, gerüstet zu sein. Die Beschwerden, die auf einen Herzinfarkt hinweisen, finden sich unter www.herzstiftung.de/Anzeichen-Herzinfarkt.html. Dann heißt es sofort 112 anrufen.
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