Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Fibromyalgie-Leitlinie wird aktualisiert

Mittwoch, 17. August 2016, aktualisiert: 19.08.2016 – Autor:
Bei der Behandlung der Fibromyalgie tappen viele Ärzte nach wie vor im Dunkeln. Im Jahr 2017 soll voraussichtlich eine neue Leitlinie zur Therapie der Fibromyalgie erscheinen, um mehr Klarheit für Betroffene und Ärzte zu bringen.
Fibromyalgie-Leitlinie

Fibromyalgie ist schwer zu behandeln – Foto: stockWERK - Fotolia

Fibromyalgie zeichnet sich in erster Linie durch chronische Muskel- und Gelenkschmerzen aus. Häufig treten auch Müdigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit, schlechter Schlaf sowie Depressionen auf. Besonders quälend ist für die Betroffenen, dass ihre Erkrankung häufig nicht ernst genommen oder falsch diagnostiziert wird. Erst vor kurzem hat man tatsächlich organische Veränderungen bei Fibromyalgie-Patienten gefunden, nämlich Schädigungen an den kleinen schmerzleitenden Nervenfasern (small fibers). Wie diese Veränderungen mit den Symptomen zusammenhängen, ist aber noch weitgehend unklar.

Für die Behandlung der Fibromyalgie gibt es bislang keine spezifischen Medikamente. Ärzte wissen sich daher oft nicht anders zu helfen, als unspezifische Schmerzmedikamente wie beispielsweise Opioide zu verschreiben, die bei Fibromyalgie eigentlich nicht angebracht sind. Eine Studie konnte sogar zeigen, dass Betroffene häufig drei oder mehr Medikamente gegen die Symptome der Fibromyalgie einnehmen, obwohl deren Nutzen bei dieser Erkrankung nicht belegt ist. Neben starken Schmerzmedikamenten wie Opioiden werden häufig Schlafmittel und Antidepressiva verschrieben. Um mehr Klarheit für Ärzte und Patienten zu schaffen, soll die Leitlinie zur Behandlung von Fibromyalgie aktualisiert werden.

Bewegungstraining steht bei Fibromyalgie im Vordergrund

Forscher um Professor Gary Mcfarlane vom Institute of Medical Sciences der University of Aberdeen (Großbritannien) haben nun in den Annals of the Rheumatic Diseases, dem Magazin der EULAR (European League Against Rheumatism), fast 3000 Veröffentlichungen zur Behandlung der Fibromyalgie analyisiert. Daraus haben sie neue Empfehlungen für die Therapie entwickelt.

Zwei übergeordnete Prinzipien sollten nach Ansicht der Autoren die Therapie der Fibromyalgie bestimmen. Zunächst wird betont, dass eine optimale Behandlung eine frühe Diagnosestellung erfordert - eine Bedingung, die weiterhin eher selten erfüllt wird. Zudem sollte Fibromyalgie als ein komplexes und heterogenes Krankheitsbild angesehen werden, das von einer veränderten Schmerzverarbeitung und anderen Aspekten geprägt ist.

Als zweites übergeordnetes Therapieprinzip wird die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität genannt, wobei Nutzen und Risiken der Therapiebausteine gegeneinander abgewogen werden sollten. Die Behandlung sollte in einem abgestuften Prozess erfolgen, wie Mcfarlane betont. Die Experten der EULAR empfehlen, mit nicht-pharmakologischen Interventionen zu beginnen. Dazu gehören vor allem Ausdauer- und Krafttraining. Danach können Psychotherapie, bestimmte physikalische Anwendungen, Akupunktur, Hydrotherapie und meditative Bewegungstherapien wie Qigong, Yoga oder TaiChi zum Einsatz kommen. Führen auch diese Maßnahmen nicht zum Erfolg, können medikamentöse Therapien versucht werden.  

Bei starken Beschwerden sollten Medikamente zum Einsatz kommen

Letztere erhalten allerdings die schwächste Empfehlung. Für den Behandlungsalgorithmus werden drei Patientengruppen unterschieden. Stehen schmerzbedingte Depressionen, Ängste sowie die Neigung zur Katastrophisierung im Vordergrund, werden psychologische Therapien, vorwiegend in Form der kognitiven Therapie empfohlen. Bei stark ausgeprägter Depression oder Angst kann auch eine pharmakologische Behandlung dieser Störungen angebracht sein.

Stehen starke Schmerzen und Schlafstörungen im Vordergrund, sollten diese mit Medikamenten bekämpft werden. Bei starken Schmerzen werden Duloxetin, Pregabalin und Tramadol (eventuell in Kombination mit Paracetamol) empfohlen, bei starken Schlafstörungen niedrig dosiertes Amytriptilin, Cyclobenzaprin und Pregabalin zur Nacht. Hat der Patient insgesamt bereits schwere Funktionseinschränkungen und kann er häufig nicht mehr seiner Arbeit oder seinem Alltag nachgehen, wird eine multimodale Reha empfohlen.

Anm. d. Red.: Anders, als im ursprünglichen Artikel dargestellt, ist die Leitlinie noch nicht erschienen.

Foto: © Zerbor - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Schmerzen , Gelenkschmerzen , Rheuma

Weitere Nachrichten zum Thema Fibromyalgie

24.03.2018

Das Fibromyalgiesyndrom ist eine mysteriöse Erkrankung, die oft mit Sport behandelt wird. Nun haben Wissenschaftler die Effekte von Tai Chi und Aerobic verglichen. Demnach schneidet Tai Chi besser ab als das Ausdauertraining.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin