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Falsche Ernährung fordert mehr Todesopfer als Hunger

Dienstag, 27. Oktober 2015 – Autor: Angela Mißlbeck
Nicht Hunger und Mangelernährung, sondern Übergewicht und ungesunde Ernährung gehören weltweit zu den häufigsten vermeidbaren Ursachen für Krankheit und vorzeitigen Tod. Verantwortlich dafür sind neben vierzehn Ernährungsfehlern vor allem ein zu hoher Body-Mass-Index (BMI). Das zeigt die aktuelle Global Burden of Disease Study.
Verhaltens- oder Verhältnis-Prävention von Adipositas?

Mehr Schulsport gilt als wirksame Maßnahme gegen die Zunahme von Übergewicht. – Foto: Dusan Kostic - Fotolia

Demnach starben 1,7 Millionen Menschen weltweit an Mangelernährung, aber 11,3 Millionen vermeidbare vorzeitige Todesfälle werden auf vierzehn Ernährungsfehler zurückgeführt. Ein zu hoher Body-Mass-Index ist der Studie zufolge Grund für 4,4 Millionen vermeidbare vorzeitige Todesfälle. Die vierzehn Ernährungsfehler sind im Detail: Zu wenig Obst, Gemüse, Vollkorn, Nüsse und Samen, Milch, Ballaststoffe, Omega-3 Fettsäuren und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, dagegen aber zu viel rotes Fleisch und Salz, zu viele Wurstwaren, zuckerhaltige Getränke und Transfette sowie eine suboptimale Kalziumversorgung.

1,9 Milliarden Übergewichtige weltweit

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren 2014 mehr als 1,9 Milliarden Erwachsene weltweit übergewichtig, davon 600 Millionen fettleibig (adipös). Auch die Zahl der Diabetespatienten steigt rasant. Derzeit leiden nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) 382 Millionen Menschen auf der Welt an der Zuckerstoffwechselkrankheit. Prognosen sagen einen Anstieg auf 592 Millionen Menschen bis 2035 vorher.

„Es gibt derzeit kein Land, in dem die Zahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes nicht zunimmt“, so DDG-Präsident Professor Baptist Gallwitz. Besonders dramatisch sei die Situation in Lateinamerika. Die Region habe sich innerhalb kürzester Zeit nach Nordamerika, Australien, Asien und Westeuropa zum viertgrößten Absatzmarkt für Fastfood und Süßgetränke entwickelt. Dazu DDG-Geschäftsführer Dr. Dietrich Garlichs: „Der Kontinent erlebt eine starke Adipositas-Welle, der eine Zunahme von Diabeteserkrankungen folgen wird.“

Im Rahmen der Weltentwicklungsziele wird angestrebt, die nicht übertragbaren Krankheiten bis 2030 um ein Drittel zu reduzieren. Dazu hat sich auch Deutschland verpflichtet „Dies wird aber nur gelingen, wenn die deutsche Gesundheitspolitik den von der WHO geforderten Paradigmenwechsel zur Verhältnisprävention endlich einleitet“, sagt Garlichs.

Paradigmenwechsel in der Prävention gefordert

Angesichts der dramatischen Entwicklung fordern Gesundheitsexperten mehr Verhältnis- als Verhaltensprävention gegen Übergewicht und Fehlernährung. Diese Forderung unterschreibt auch die DDG. „Den Menschen muss die Entscheidung für einen gesundheitsbewussten Lebensstil erleichtert werden“, sagt Garlichs. Dazu gehören aus Sicht der DDG eine einfache Lebensmittelkennzeichnung nach dem Ampelprinzip, Anreize und Preissignale durch eine Zucker-Fettsteuer und jeden Tag eine Stunde Sport in Kita und Schule. „Die bisherige Strategie der Gesundheitspolitik, an die Vernunft des Einzelnen zu appellieren, ist nachweislich gescheitert“, so Garlichs.

Foto: Dusan Kostic - Fotolia.com

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16.01.2016

Der im Januar veröffentlichte „Ernährungsreport 2016“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums widerspreche der Ernährungsrealität in Deutschland, sagt Prof. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Übersehen werde der viel zu hohe Verbrauch von Zucker, Fett und Salz sowie die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Frauen und Zweidrittel der Männer übergewichtig sind.

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