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Zwillingsstudie: Persönlichkeit stärker von Genen als von Umwelt beeinflusst

Montag, 23. September 2019 – Autor:
Unsere Persönlichkeit scheint mehr im Erbgut verankert zu sein als man bislang dachte. Das legen Ergebnisse der Zwillingsstudie SPeADy nahe.
Charaktereigenschaften werden laut einer Zwillingsstudie vererbt und nicht erworben

Charaktereigenschaften werden laut einer Zwillingsstudie vererbt und nicht erworben

Ob wir extravertiert oder introvertiert, hilfsbereit oder ichbezogen sind – Charaktereigenschaften, die unsere Persönlichkeit prägen, sind uns offenbar weitgehend in die Wiege gelegt. Zu diesem Ergebnis gelangen jedenfalls die Autoren der Zwillingsstudie SPeADy. Demnach wird unserer Persönlichkeit maßgeblich durch die familiären Gene bestimmt und nicht durch gemeinsame Erfahrungen und Erziehung. Die Erkenntnisse wurden jetzt in der internationalen Zeitschrift für Psychologie veröffentlicht.

In der Studie der Universität Bremen werden fortlaufend Zwillinge und deren Angehörige, Eltern, Partner und Kinder zu ihren Eigenarten, Einstellungen und Erfahrungen befragt. Auf der Basis dieser Befragungen kommen die Wissenschaftler um den Psychologen Professor Christian Kandler zu dem Ergebnis, dass die gemeinsame Familienumwelt kaum eine Rolle spielt, sondern Persönlichkeitsausprägungen innerhalb und zwischen Generationen nahezu ausschließlich von den geteilten Genen abhängen.

Gemeinsame Gene prägen Geschwister

„Dass die Familienumwelt in der Studie als bedeutungslos herauskommt, meint aber nicht, dass sie keinen Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit hat, erläutert Studienleiter Prof. Christian Kandler. „Die Befunde sprechen lediglich dafür, dass die gemeinsamen Erfahrungen nicht zur Ähnlichkeit von Geschwistern beitragen.“

Eine Ausnahme sollen die Charaktereigenschaften Ehrlichkeit und Bescheidenheit sein. Nach Auskunft der Studienautoren könne etwa ein Drittel der Ähnlichkeit zwischen Familienangehörigen hinsichtlich ehrlichen Verhaltens und materiellen Strebens auf ihre geteilte Umwelt wie Kultur, Religion oder das gemeinsame Wohnumfeld zurückgeführt werden.

Eltern geben auch Werte weiter

Psychologieprofessor Kandler räumt allerdings ein, dass Eltern eben nicht nur ihre Gene weitergeben, sondern auch gewisse Werte. Beispielsweise schlage sich die Offenheit der Eltern in der Vielfalt ihrer Literatur zuhause oder der Art der Unternehmungen nieder. So formten Eltern die Erlebnisse ihrer Kinder auf der Basis gemeinsamer Anlagen. „Eltern stellen sozusagen die Möglichkeiten zur Entfaltung der Persönlichkeit ihrer Kinder bereit.“

Studie sucht noch Teilnehmer

Die Studie SPeADy, Kurzform für „Study of Personality Architecture and Dynamics”, zu Deutsch „Studie der Persönlichkeitsarchitektur und –dynamiken“, sucht fortlaufend Teilnehmer. Mitmachen können Zwillinge ab 14 Jahren. Die Befragung erfolgt per Fragebogen und dauert etwa 30 Minuten. Nähere Infos unter www.speady.de.

Foto: pixabay

Hauptkategorie: Medizin
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