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Zwiebeln als Antibiotika-Ersatz getestet

Donnerstag, 25. Januar 2018 – Autor:
Ob Zwiebeln als Antibiotika-Ersatz verwendet werden könnten, testete ein Team britischer Forscher. Pflanzen-Wirkstoffe aus der persischen Schalotte halfen gegen resistente Tuberkulose-Erreger.
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Ein Wirkstoff aus Zwiebeln bremste das Wachstum von resistenten Tuberkulose-Erregern – Foto: ©Artem Shadrin - stock.adobe.com

Den Einsatz von Zwiebeln als Antibiotikum testete jetzt ein Team britischer Forscher um Dr. Sanjib Bhakta von der Birkbeck, University of London. Tuberkulose ist eine bakterielle Infektion. Gegen diese wird oft ein Cocktail aus vier verschiedenen Antibiotika verschrieben, darunter Isoniazid und Rifampicin. Doch die Erreger entwickeln zunehmend Resistenzen gegen diese Wirkstoffe.

Dies bedeutet, dass die Medikamente ihre Fähigkeit verlieren, schädliche Bakterien zu bekämpfen. Die Wissenschaft sucht daher schon länger nach alternativen Wirkstoffen. Der antibiotische Effekt von Zwiebeln ist bekannt, sie werden daher als Hausmittel eingesetzt. Das Team stellte nun Auszüge aus Zwiebeln der Art Allium Stipitatum (persische Schalotte) her, die in der iranischen Küche verwendet werden.

Zwiebeln wirksam als Antibiotikum

Sie synthetisierten die chemischen Verbindungen, die sie in diesen Pflanzen fanden und beobachteten deren Wirkpotential. Dabei testeten sie vier verschiedene Verbindungen. Alle führten zu einer signifikanten Verringerung der arzneimittel-resistenten Tuberkulose-Erreger. Der vielversprechendste Kandidat hemmte das Wachstum der isolierten Erreger zu fast 100 Prozent.

Die Wirkstoffe aus der Zwiebel könnten also eine Vorlage für die Entwicklung neuer Antibiotika zur Bekämpfung resistenter Tuberkulose-Erreger dienen, folgert Dr. Bhakta in einer Pressemitteilung. Die Studie zeige auf jeden Fall, dass die synthetisierten Pflanzen-Wirkstoffe die Resistenz-Eigenschaften der TB-Erreger umkehrt und damit die Effekte bestehender Antibiotikabehandlungen verstärken könnten.

Die Natur als Schlüssel für neue Antibiotika-Typen

Das sei auch dringend nötig: „Trotz einer konzertierten weltweiten Anstrengung, die Ausbreitung von Tuberkulose zu verhindern, wurden 2016 rund 10 Millionen neue Fälle und zwei Millionen Todesfälle gemeldet. Weltweit sind derzeit 50 Millionen Menschen mit arzneimittelresistenten Tuberkulose-Erregern infiziert“, so der Mediziner.

Ko-Autor Prof. Simon Gibbons vom University College London ergänzt: "Die Natur ist eine erstaunlich kreative Chemikerin. Es ist wahrscheinlich, dass Pflanzen wie die persische Schalotte diese Chemikalien zur Abwehr von Mikroben in ihrer Umwelt produzieren. Wir glauben, dass die Natur der Schlüssel für neue Antibiotika-Chemotypen ist."

Foto: Artem Shadrin/Fotolia.com

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