Zweitmeinung bei Hodenkrebs verringert Medikamentendosis
Jeder sechste Hodenkrebspatient erhält eine effektivere Therapie, wenn sein behandelnder Arzt nach der Diagnose eine Zweitmeinung bei einem ausgewiesenen Hodenkrebsexperten einholt. In vielen Fällen kann aufgrund der Zweitmeinung die Medikamentendosis verringert werden – die Betroffenen sind durch die Behandlung weniger belastet. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer Auswertung des bundesweiten Projekts „Zweitmeinung Hodentumor“. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ulm hatten im Rahmen einer Studie zwischen 2006 und 2011 knapp 1.000 Fälle, bei denen eine zweite Meinung eingeholt wurde, analysiert.
Durch Zweitmeinung: Jeder Vierte musste weniger Medikamente nehmen
Demnach ergaben sich bei fast 40 Prozent der Patienten Unterschiede zwischen Therapieplan des Anfragenden und Zweitmeinung eines Hodentumorexperten. Während bei jedem sechsten Betroffenen die ursprüngliche Therapieplanung aufgrund der Zweitmeinung verändert wurde, konnte bei jedem vierten Patienten die Medikamentendosis sogar verringert werden. „Weniger Medikamente bedeuten eine geringere Belastung für den Betroffenen und eine Steigerung der Lebensqualität“, sagt Projektleiter Professor Dr. Mark Schrader von der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Ulm. „Mit der Studie konnten wir zeigen, wie wichtig das Einholen einer zweiten Meinung bei Hodenkrebs ist.
Das Konzept des Projekts „Zweitmeinung Hodentumor“ ist denkbar einfach: Der behandelnde Arzt entdeckt einen bösartigen Tumor im Hoden seines Patienten und schickt seine Untersuchungsergebnisse und seinen Therapieplan mittels einer Internet-basierten Datenbank an Experten der Deutschen Hodentumorstudiengruppe. Spätestens nach zwei Tagen hat der Arzt dann die Antwort eines versierten Kollegen auf dem Tisch.
"Zweitmeinung Hodentumor": Modell mit Vorbildcharakter
Die Deutsche Krebshilfe, die das Projekt gefördert hat, hält es für denkbar, das Modell auch bei anderen Krebserkrankungen anzuwenden. „Die Vorteile eines solchen Projektes für Ärzte und Patienten liegen klar auf der Hand“, erklärt Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „Schnelle Bearbeitungszeiten, die behandelnden Ärzte müssen nicht darum fürchten, ihre Patienten an einen anderen Arzt zu verlieren und – das wichtigste – Therapiesicherheit für die Betroffenen.“ Das Projekt ‚Zweitmeinung Hodentumor‘ habe Vorbildcharakter auch für andere Krebsarten, so Nettekofen weiter.
Hodenkrebs ist in der Altersgruppe der 20-35 Jährigen der häufigste bösartige Tumor bei Männern, mit insgesamt 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hodenkrebs in Deutschland aber eher selten.
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