Zusatzstoffe in Lebensmitteln können Darmschleimhaut schädigen
In den meisten industriell verarbeiteten Lebensmitteln stecken Zusatzstoffe wie beispielsweise Emulgatoren. Sie sollen die Produkte cremiger machen oder ihre Konsistenz erhalten. Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass zwei häufig in der Nahrungsmittelindustrie verwendete Emulgatoren die Darmschleimhaut bereits in geringer Konzentration schädigen. Die Zusatzstoffe könnten nach Meinung der Forscher somit die Entwicklung entzündlicher Darmerkrankungen begünstigen. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten sie im Fachmagazin „Nature“.
Carboxymethylcellulose und Polysorbat 80 sind in Lebensmitteln häufig verwendete Emulgatoren. Die Forscher untersuchten, wie sich die Zugabe dieser Stoffe im Futter von Mäusen auf die Wahrscheinlichkeit der Entstehung entzündlicher Darmerkrankungen auswirkte. Dazu verglichen sie die Wirkung bei Tieren, die eine genetische Disposition für Darmerkrankungen hatten, mit der Wirkung bei genetisch unauffälligen Mäusen.
Emulgatoren verändern die Darmflora
Bei den genetisch prädisponierten Mäusen zeigte sich, dass die Gabe von jeweils ein Prozent der Zusatzstoffe im Futter nach 12 Wochen zu einem Anstieg entzündlicher Darmerkrankungen von 40 auf 80 Prozent führte. Bei den unauffälligen Mäusen entwickelte sich zwar keine Colitis, es kam aber zu niederschwelligen Entzündungen im Darm. Zudem wiesen die Tiere Merkmale eines Metabolischen Syndroms wie eine leichte Gewichtszunahme, einen Anstieg des Körperfetts und erhöhte Blutzuckerwerte auf.
Warum genau die Gabe von Zusatzstoffen in der Nahrung zu solchen Veränderungen führt, wissen die Forscher nicht. Allerdings ergab die mikroskopische Untersuchung der Darmschleimhaut, dass durch die Emulgatoren der Abstand zwischen den Darmbakterien und den Darmzellen stark verringert wurde. So kommt es möglicherweise zu einer Störung der Darmbarriere und einem Eindringen der Bakterien in die Darmschleimhaut. Zudem konnten die Wissenschaftler eine Zunahme von Bakterien nachweisen, die Flagellin und Lipopolysaccharide bilden, welche wiederum eine entzündliche Wirkung entfalten. Die Forscher vermuten daher, dass die Zusatzstoffe die Schleimhaut nicht direkt, sondern über eine Veränderung der Darmflora schädigen. Die Entzündungsreaktionen könnten zudem auch zur Entstehung des Metabolischen Syndroms beitragen.
Fast 500.000 Menschen leiden an entzündlichen Darmerkrankungen
Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn gehören zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Während bei Colitis Ulcerosa meist nur der Mastdarm und der Dickdarm betroffen sind, kann sich bei Morbus Crohn die Schleimhaut des gesamten Verdauungstrakts entzünden und sogar die Mundschleimhaut betroffen sein. Bei beiden Erkrankungen treten starke Bauchschmerzen und Durchfall auf, und beide verlaufen schubweise.
Die Ursachen von Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa sind noch unbekannt. Eine genetische Disposition wird bei beiden Krankheiten vermutet, ebenso wie eine Verbindung zur Ernährung und zu psychischen Faktoren. In Deutschland sind etwa 170.000 Menschen von Colitis Ulcerosa betroffen, rund 320.000 leiden an Morbus Crohn. Die Erkrankungen treten meist zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr auf.
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