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Zungenschrittmacher bei Schlafapnoe eine Behandlungsalternative

Sonntag, 23. Dezember 2018 – Autor:
Ein Schlafapnoe ist mehr als nur lästiges Schnarchen. Die nächtlichen Atemaussetzer können sogar zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen. Ein Zungenschrittmacher soll das verhindern.
Schlafapnoe, Zungenschrittmacher

Hinter Schnarchen kann ein Schlafapnoe stecken. Zungenschrittmacher haben sich mittlerweile bewährt – Foto: ©detailblick-foto - stock.adobe.com

Rund 3,7 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter obstruktiver Schlafapnoe. Bei diesem Syndrom erschlafft die Zungenmuskulatur und das umliegende Gewebe während des Schlafes. Die Folge: Die oberen Atemwege werden verschlossen und die Atmung setzt aus. Es kommt zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn, der Blutdruck steigt und das Herz-Kreislaufsystem wird über Gebühr belastet. Bestenfalls wacht der Patient von seinem Schnarchen auf, schlimmstenfalls kann er sogar einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erleiden.

Zungenschrittmacher statt Maske

Zur Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe steht eine spezielle Maske zur Verfügung, die dem Patienten während des Schlafens kontinuierlich Umgebungsluft mit einem leichten Überdruck zuführt. Bei diesem als CPAP (vom englischen „Continuous Positive Airway Pressure“) bekannten Verfahren stabilisiert der Überdruck das im Schlaf entspannte Gewebe im Nasen- und Rachenraum und hält diesen offen.

„Obwohl die CPAP-Masken in diversen Varianten zur Verfügung stehen, gibt es eine beträchtliche Anzahl von Patienten, die diese Therapie aus unterschiedlichen Gründen nicht tolerieren können oder wollen“, sagt Dr. Philipp Schendzielorz, Leiter des Schlaflabors am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Für diese Patienten gebe es eine Behandlungsalternative: den Zungenschrittmacher. „Der Zungenschrittmacher ist eine geprüfte und sichere Behandlungsoption“, sagt Schendzielorz. Implantatträger profitierten nicht nur von einer nachhaltigen Reduktion der nächtlichen Atemaussetzer, sondern auch von einer dauerhaft verbesserten Lebensqualität sowie letztlich auch von einer höheren Lebenserwartung.

Wie funktioniert ein Zungenschrittmacher?

Der Zungenschrittmacher besteht aus drei funktionalen, miteinander durch Leitungen verbundenen Elementen, die alle nach der Implantation unter der Haut getragen werden. Ein Sensor am Brustkorb erkennt den Atemrhythmus des Patienten und gibt diesen an einen Neurostimulator mit integriertem Generator weiter. Dieses Modul verarbeitet die Atemsignale und sendet im passenden Takt elektrische Impulse an eine Stimulationselektrode, die auf dem Unterzungen-Nerv (Hypoglossus-Nerv) platziert wurde. Die leichte elektrische Anregung des Nervs aktiviert die Zungenmuskulatur, so dass die Zunge nicht mehr zurückfallen kann.

Der Patient schaltet das System mit einer Fernbedienung per Knopfdruck vor dem Zubettgehen ein und am Morgen nach dem Erwachen wieder aus. Über die Fernbedienung lässt sich außerdem die Stärke der Stimulation vom Patienten selbst regulieren.

Atemwege werden erweitert

Am Uniklinikum Würzburg wurde am 14. Dezember erstmals einem 62-jährigen Patienten ein Zungenschrittmacher implantiert.  „Bei unserem Pilotpatienten konnten wir bei einer intraoperativen Stimulation sehr gut dokumentieren, dass der Atemweg durch die Zungenbewegung nach vorne schön erweitert wird“, berichtet HNO-Arzt Prof. Hagen. Nach einer Einheilungs- und Eingewöhnungsphase sei eine ärztliche Feineinstellung des Systems erforderlich. Beim ersten Zungenschrittmacher-Patienten des UKW soll diese im Januar 2019 im Schlaflabor stattfinden.

Foto:  © detailblick-foto - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
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