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Zu wenige Ärzte auf Alzheimer spezialisiert

Mittwoch, 21. September 2016 – Autor:
Zum Welt-Alzheimertag 2016 machen Fachgesellschaften auf den wachsenden Pflegebedarf von Demenz- und Alzheimererkrankten aufmerksam. Es fehlten entsprechend ausgebildete Pflegekräfte und Ärzte.
Alzheimer ist eine besonders versorgungsintensive Erkrankung

Alzheimer ist eine besonders versorgungsintensive Erkrankung – Foto: Photographee.eu - Fotolia

Mit dem demografischen Wandel steigt auch die Zahl der Menschen mit Demenz und Alzheimer. Erschwerend kommt der Fachkräftemangel hinzu. Auf diese Problematik macht die Deutsche Alzheimergesellschaft zusammen mit der Hirnliga und der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie (DGGPP) zum Welt-Alzheimertag am 21. September aufmerksam.

Schon heute gebe es zu wenige Gerontopsychiater, bemängelt DGGPP-Präsident Prof. Hans Gutzmann. So stünde hierzulande ein Gerontopsychiater rund 13.000 Patienten gegenüber. In Großbritannien dagegen käme ein Facharzt auf nur 650 Patienten. „Die Gerontopsychiatrie verfügt über die notwendige Erfahrung und vielfältige Kompetenzen im Umgang mit der versorgungsintensive Alzheimer-Krankheit“, sagte er. „Leider findet sie in Deutschland nicht die Anerkennung wie in anderen Ländern.“

Hausärzte besser auf Alzheimer vorbereiten

Gutzmann fordert daher, den Aufbau eines Schwerpunkts Gerontopsychiatrie in der nervenärztlichen Ausbildung. Zudem sollten alle Ärzte, die die ältere Menschen behandeln, besser in dem Fach ausgebildet werden, allen voran die Hausärzte. „Stichworte sind hier die Erhöhung der diagnostischen Trefferquote, besonders bei Demenzerkrankungen, eine ausgewogene Therapie angesichts der oft vorhandenen Multimorbidität und die kooperationsfreudige Navigation in Versorgungsnetzwerken“, so Gutzmann.

Ein weiteres Problem ist der Mangel an Pflegekräften. Nach Ansicht von Monika Kaus, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft wird auch das neue Pflegestärkungsgesetz II den Pflegenotstand nicht lösen können. „Hier wird es ohne bessere Bezahlung und mehr Wertschätzung nicht gehen“, sagte sie. Von dem Pflegestärkungsgesetz erhofft sich Kaus dennoch einen Qualitätssprung. Allerdings müssten den im Gesetz verankerten Veränderungen nun auch in die Praxis umgesetzt werden. „Zentral ist es hierbei, die Fähigkeiten und Ressourcen der Betroffenen zu erkennen und sie in geeignetem Umfang und in geeigneter Weise gezielt an den Stellen zu unterstützen, wo dies nötig ist.“

Pflegestärkungsgesetz II soll Verbesserungen bringen

Mit dem Gesetz wird ab 1. Januar der Begriff der Pflegebedürftigkeit neu definiert. Geistige Einschränkungen wie Demenz und Alzheimer werden demnach körperlichen Erkrankungen gleichgestellt. Bisher hatten Demenzkranke nur einen Anspruch auf die Pflegestufe 0 und bekamen damit weniger Leistungen als körperlich Pflegebedürftige.

Um Demenzkranke auch im Alltag besser zu stellen, hatte die Deutsche Alzheimergesellschaft Anfang September das Projekt Demenz Partner aufgelegt. Hier geht es darum, eine breite Öffentlichkeit für das Thema Demenz zu sensibilisieren. Interessierte können sich in 90-minütigen Kursen auf den Kontakt mit demenzkranken Menschen vorbereiten.

Foto: © Photographee.eu - Fotolia.com

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