Zu viele Psychopillen für Kinder
Gestern wurde in Berlin der der Arzneimittelreport 2013 der BARMER GEK vorgestellt. Basierend auf Daten von Barmer-Versicherten haben die Autoren des Arzneimittelreports um den Bremer Versorgungsforscher Prof. Dr. Gerd Glaeske die Verordnungszahlen von Arzneimitteln analysiert.
Antipsychotika für Kinder: besorgniserregend
Besorgniserregend hoch stufen die Bremer Forscher die Verordnungszahlen von Antipsychotika für Kinder und Jugendliche ein. Demnach sind zwischen 2005 und 2012 die Verschreibungen um 41 Prozent gestiegen. Während die Verschreibungen älterer Medikamente leicht rückläufig sind, verzeichnen neue Präparate einen Zuwachs von 129 Prozent. „Eine medizinische Erklärung dafür lässt sich nicht direkt herleiten“, betont Versorgungsforscher Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. Weder zeigten Studien einen Anstieg psychiatrischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen, noch hätten sich die relevanten Therapieempfehlungen geändert. „Zudem darf man nicht ausblenden, dass Antipsychotika zum Teil gravierende unerwünschte Wirkungen haben“, so Glaeske.
Nach den Daten des Barmer Arzneimittelreports 2013 bekommen Kleinkinder bis vier Jahre kaum noch Antipsychotika verordnet. Bei allen anderen Altersgruppen steigen die Verordnungszahlen hingegen an, am stärksten bei den 10- bis 14-Jährigen.
… und zu viele Beruhigungsmittel für demente Senioren
Ebenfalls kritisch bewertet das Autorenteam den Einsatz von so genannten Benzodiazepinen bei Menschen mit einer Demenzerkrankung. Das Risiko, Benzodiazepine verordnet zu bekommen, sei bei Menschen mit Demenz um das 1,5-fache erhöht. Diese Schlaf- und Beruhigungsmittel gehen nach Auskunft Glaeskes mit einem Verlust kognitiver Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Erinnerung oder Lernen einher. „Ohne Zweifel sind viele ältere Menschen von Benzodiazepin-haltigen Arzneimitteln abhängig. Sie bekommen sie vermutlich oft nur, um quälende Entzugssymptome zu vermeiden.“ Denkbar sei jedoch, dass sich nach langen Jahren der Abhängigkeit eher eine Demenz entwickle als bei Menschen, die deutlich seltener solche Mittel eingenommen haben.
Insgesamt bekommen die Deutschen aber weniger Arzneimittel verordnet, geht aus dem Arzneimittelreport 2013 hervor. So ist die Zahl der verordneten Packungen in 2012 auf 76,7 Millionen Packungen gesunken, 2011 waren es 78,4 Millionen Packungen,
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