38 Prozent aller Kinder und Jugendlichen erhielten im Jahr 2009 ein Antibiotikum. Bei den Drei- bis Sechsjährigen waren es sogar 50 Prozent. Das geht aus einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Bremen hervor, die von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben wurde. Als problematisch erwies sich dabei vor allem, dass auch bei harmlosen Infekten wie einfachen Erkältungskrankheiten Antibiotika verschrieben wurden. Dabei handelt es sich hier meistens um Virusinfektionen, bei denen Antibiotika nichts ausrichten können. Notwendig und sinnvoll sind die Medikamente jedoch nur bei schweren bakteriellen Erkrankungen, etwa bei einer Lungenentzündung.
Zu oft überflüssige Antibiotika
Die Studie zeigt auch, dass vor allem Hausärzte zu oft überflüssige Antibiotika verschreiben. So verordnen 33 Prozent der Allgemeinmediziner bei einer nicht eitrigen Mandelentzündung Antibiotika, obwohl dies hier nur in Ausnahmefällen angezeigt ist. Bei den Kinderärzten tun dies 17 Prozent und bei den HNO-Ärzten sogar nur neun Prozent. Auch zeigen sich regionale Unterschiede im Verordnungsverhalten. So verschreiben Ärzte im Nordosten des Landes sehr viel öfter Antibiotika als im Süden. Die Studienautoren vermuten, dass es hier in vielen Fällen an Aufklärung fehlt oder dass sich die Ärzte von den Eltern unter Druck gesetzt fühlen, da diese glauben, dass ihre Kinder mit Antibiotika schneller gesund werden.
Nebenwirkungen Antibiotika
Dabei können Antibiotika unangenehme Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschläge und Allergien zur Folge haben. Besonders das kindliche Immunsystem reagiert empfindlich auf den Eingriff in das körpereigene Gleichgewicht. Bedenklich ist auch, dass sich durch das sorglose Verordnungsverhalten der Ärzte immer öfter Antibiotika-Resistenzen bilden. Da sich Bakterien sehr schnell durch Mutationen ihrer Umgebung anpassen können, wirken die meisten Antibiotika nach mehrfacher Anwendung nicht mehr so wie am Anfang, bis sie unter Umständen sogar gar nichts mehr ausrichten können. Besonders in Krankenhäusern werden Antibiotika-Resistenzen zu einem immer grösseren Problem.
Hausmittel
Eltern sollten mit ihrem kranken Kind natürlich zunächst immer einen Kinderarzt aufsuchen, um eine schwere Erkrankung auszuschliessen. Aber dann ist es in vielen Fällen sinnvoll, auf die klassischen Hausmittel zurückzugreifen: Bettruhe, Wadenwickel, Tee und Inhalationen unterstützen die Selbstheilungskräfte des Körpers und sind nebenwirkungsfrei. Im Bedarfsfall können kindgerechte Schmerzmittel eingesetzt werden, und dann ist meistens nur noch Geduld gefragt.