Zöliakie bei Kindern: Magenspiegelung oft nicht notwendig

Die Diagnose kann auch ohne Magenspiegelung gestellt werden: Kinder mit Zöliakie dürfen keine glutenhaltige Nahrung zu sich nehmen.
Bauchschmerzen, Durchfälle, Blähungen, Blässe und Gewichtsverlust – Zöliakie beginnt oft schon im Kleinkindalter. Um die Autoimmunerkrankung zu diagnostizieren, erfolgt ein Bluttest auf Auto-Antikörper gegen Gewebs-Transglutaminase (tTGA-IgA). Das sind Eiweißstoffe, die Immunzellen gegen körpereigenes Gewebe im Darm bilden. Sind die Werte erhöht, muss der Arzt die Diagnose Zöliakie noch durch eine Magenspiegelung sichern. Bei diesem Eingriff entnehmen Kindergastrologen kleine Gewebeproben aus dem oberen Dünndarm, um zu sehen, ob die Darmschleimhaut schon geschädigt ist. Nicht zuletzt weil eine Narkose dafür erforderlich ist, ist der Eingriff für die kleinen Patienten sehr belastend.
Studie überprüft Alternative
Jetzt zeigt eine Studie, dass in über 50 Prozent der Fälle die Diagnose zuverlässig auch ohne diesen Eingriff gestellt werden kann. Schon 2012 schlug die Europäische Gesellschaft für Kindergastroenterologie (ESPGHAN) vor, Kindern eine Magenspiegelung zu ersparen, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: Hohe tTGA-IgA-Werte, zöliakieverdächtige Beschwerden sowie der Nachweis weiterer Auto-Antikörper (EMA-IgA) und genetischer Risikomarker (HLA-DQ2/DQ8). Allerdings war bislang nicht ganz klar, ob diese Diagnostik tatsächlich zu genauso sicheren Ergebnissen führt wie eine Magenspiegelung.
Wissenschaftler vom Haunerschen Kinderspital München haben das in einer großen multizentrischen Studie mit über 700 Kindern überprüft. Sechs Jahre nach dem Start der ProCeDE-Studie liegen nun die Ergebnisse vor: Demnach kann die Diagnose bei Kindern mit Symptomen durch die alleinige Bestimmung sehr hoher tTGA-IgA und EMA-IgA-Werte mittels einer zweiten Blutprobe zuverlässig gesichert werden.
Kosteneinsparungen fürs Gesundheitssystem
„Die Ergebnisse schaffen endlich Klarheit und bestätigen das von der europäischen Fachgesellschaft vorgeschlagene Vorgehen“, sagt Prof. Sibylle Koletzko, Leiterin der Kindergastroenterologie im Dr. von Haunerschen Kinderspital am LMU-Klinikum. „Das erspart vielen Kindern die belastende Magenspiegelung mit Narkose.“ Außerdem führe das zu erheblichen Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem, da neben der Magenspiegelung auch die teure genetische Analyse nicht notwendig sei.
Alle Patienten, die die Kriterien für eine Diagnose ohne Biopsien erfüllten wiesen die genetischen Risikomarker auf, das heißt ihre Bestimmung ist für die Diagnose überflüssig. Die Bestätigung der Auto-Antikörper in einer zweiten Blutprobe ist dagegen immer notwendig, um seltene aber mögliche Verwechslungen auszuschließen. Ist der tTGA-IgA-Wert über die Norm erhöht, liegt aber unterhalb des Zehnfachen des Grenzwertes, wird nach wie vor die Durchführung der Magenspiegelung empfohlen.
Da dieses Wissen nur Spezialisten haben, sollten Eltern einen Kinder-Gastroenterologen mit zusätzlichem Fachwissen für Glutenunverträglichkeit aufsuchen, rät die Kinderärztin.
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