Zika-Ausbruch in Brasilien bald vorbei?
Vor einem Jahr dominierte Zika noch die Schlagzeilen. Jetzt scheint die Epidemie, die vor allem Süd- und Mittelamerika betroffen hat, abgeflaut zu sein. Seit Mitte April sind dem brasilianischen Gesundheitsministerium keine Infektionen mit dem Zika-Virus mehr gemeldet worden. Berechnungen von Forschern um Neil Ferguson vom Imperial College of London, die im Juli 2017 veröffentlicht worden waren, hatten ein Ende der Infektionswelle für das Jahr 2019 vorhergesagt. Doch es könnte schon früher soweit sein, wie Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) nun mitteilen.
Herdenimmunität schützt vor Infektion
Das Zika-Virus ist für die meisten Menschen ungefährlich. Allerdings können die Viren bei Schwangeren dafür sorgen, dass das ungeborene Kind eine Schädelfehlbildung entwickelt, eine sogenannte Mikrozephalie. Bei Erwachsenen ist ein Guillain-Barré-Syndrom möglich, eine seltene neurologische Störung. Schlagzeilen machte der Ausbruch des Zika-Virus in Brasilien im Jahr 2016. Insgesamt sollen seitdem rund 65 Millionen Menschen davon betroffen gewesen sein. Nun brachte das DZIF ein Verbundprojekt unter der Leitung von Jan Felix Drexler von der Charité in Berlin und mit Beteiligung brasilianischer Wissenschaftler auf den Weg, das die Zika-Pathogenese und -Epidemiologie untersuchen sollte. Eines der Ergebnisse: Der aktuelle Zika-Ausbruch könnte bald vorbei sein.
Dass der Ausbruch so stark abgeflaut ist, beruht offenbar unter anderem auf der erworbenen kollektiven Immunität, der sogenannten Herdenimmunität. Denn jeder, der einmal infiziert worden ist, hat vermutlich einen lebenslangen Immunschutz. „Weitere Ausbrüche in der gleichen Region sind daher eher unwahrscheinlich“, so die Autoren der nun veröffentlichten Studie. Derzeit breitet sich das Zika-Virus zwar von Brasilien in die Nachbarländer aus. Doch auch dort wird es nach und nach von allein abklingen, so Drexler. Noch ist allerdings nicht klar, ob das Zika-Virus sich in Tieren verstecken kann, um später wieder neue Ausbrüche in Menschen zu verursachen.
Ärmere Menschen stärker von Zika bedroht
Die Analyse der Forscher machte auch deutlich, dass ärmere Bevölkerungsschichten von den Zika-Infektionen am stärksten betroffen waren. Warum das so sei, könne man derzeit nur vermuten, so die Wissenschaftler. Einen Grund dafür sehen sie in den schlechteren Wohnverhältnissen. „Die Mücken gelangen einfacher in die Häuser und die Menschen sind schlechter geschützt“, so die Autoren. Diese Ergebnisse könnten bei zukünftigen Maßnahmen gegen Zika berücksichtigt werden. So sollte vor allem in ärmeren Regionen dafür gesorgt werden, dass die Menschen besser vor den Mücken geschützt werden. Zudem sollten mögliche Impfstoffe und Medikamente, an denen die Wissenschaftler ebenfalls mit Hochdruck arbeiten, bei neuen Ausbrüchen eingesetzt werden.
Bei der aktuell veröffentlichten Analyse handelt es sich um die erste laborbasierte epidemiologische Studie seit Beginn der Zika-Epidemie. Proben von 910 Menschen in Salvador in Nordost-Brasilien wurden auf Antikörper gegen Zikaviren, aber auch gegen andere durch Mücken übertragene Viren wie Chikungunya und Dengue untersucht. Die Proben stammten aus der Zeit vor, während und nach dem Höhepunkt des Zika-Ausbruchs. Für Salvador wurde eine Infektionsrate mit Zika-Viren von über 63 Prozent gezeigt.
Foto: © Peter Hermes Furian - Fotolia.com