Zeit- und Ärztemangel sind die Baustellen im Gesundheitswesen
Laut MLP-Gesundheitsreports 2013 urteilen 82 Prozent der Bevölkerung inzwischen sehr positiv über die generelle Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens. Unter den Ärzten halten 93 Prozent das heutige Gesundheitswesen für gut oder sehr gut. Damit hat die Bewertung des Gesundheitssystems einen Spitzenwert erreicht. Patienten lobten insbesondere die gute Ausstattung der Krankenhäuser und die Hilfsbereitschaft des Pflegepersonals.
Trotz dieser positiven Beurteilung sehen rund 40 Prozent der Bevölkerung und Ärzte Qualitätsverluste bei der Gesundheitsversorgung in den letzten zwei, drei Jahren. Als besondere „Baustellen“ hat der Bericht den Zeit- und Ärztemangel identifiziert. Mehr als die Hälfte der Deutschen sieht die mangelnde Zeit der Ärzte für den einzelnen Patienten als kritisch. Mit 57 Prozent hat sich dieser Wert seit Mitte der neunziger Jahre nahezu verdoppelt. Mehr als jedem Vierten zufolge gab es an dem in den letzten Jahren besuchten Krankenhaus zu wenig Ärzte und Fachärzte. Fast jeder Zweite hält das Pflegepersonal für überfordert.
MLP-Gesundheitsreport: Ärzte haben immer weniger Zeit für die Patienten
„Vor diesem Hintergrund erwartet auch bereits mehr als jeder zweite Arzt eine Verschlechterung der Leistungsfähigkeit in den nächsten Jahren“, sagte Allensbach-Chefin Renate Köcher am Mittwoch bei der Vorstellung des MLP-Gesundheitsreports. Das Allensbach-Institut hat die Umfrage für den Finanzdienstleister MLP durchgeführt. Auch beim Pflegepersonal war die langfristige Entwicklung deutlich negativ: Einen Mangel an Krankenschwestern und -pflegern beklagt bereits fast die Hälfte der Befragten. Aus ärztlicher Sicht ist beim Pflegepersonal neben einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor allem auch eine höhere Bezahlung notwendig.
In der repräsentativen Umfrage beklagen Ärzte und Bevölkerung bereits einen deutschlandweiten Ärztemangel. Die Bevölkerung spürt den Ärztemangel vor allem in Form von längeren Wartezeiten. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sehr lange auf einen Termin warten mussten; 64 Prozent klagen darüber, dass sie sich trotz Termins sehr lange im Wartezimmer gedulden mussten. Kritisch äußerten sich hier vor allem die gesetzlich Krankenversicherten. Von ihnen hatten 55 Prozent gegenüber 35 Prozent der privat Versicherten schon einmal Schwierigkeiten, relativ zeitnah einen Termin beim Arzt zu bekommen. Zudem mussten 67 Prozent gegenüber 48 Prozent trotz Termins bereits sehr lange im Wartezimmer sitzen.
Ärztemangel im Osten gravierender als im Westen
„Der Ärztemangel spitzt sich insbesondere in den strukturschwachen Gebieten zu", so Renate Köcher. So berichten 54 Prozent der Ärzte im Osten berichten von einem Ärztemangel bei sich in der Region – in Westdeutschland sind es nur 35 Prozent. Weiter beklagen sich die Ärzte über Kostendruck: Fast die Hälfte der Ärzte – doppelt so viele wie 2008 – sieht die Versorgungsqualität aufgrund des zunehmenden Kostendrucks beeinträchtigt. Fast genauso viele befürchten, dass es in Zukunft dazu kommen wird. Mehr als jeder dritte Arzt hat laut eigenen Angaben aus Kostengründen schon auf medizinisch notwendige Behandlungen verzichten müssen. Die künftige Entwicklung wird von der gesamten Ärzteschaft überaus pessimistisch eingeschätzt: Drei Viertel befürchten, dass sich die Situation bundesweit in Zukunft weiter verschärfen wird.
Der MLP Gesundheitsreport ist eine repräsentative Umfrage unter rund 2.100 Bundesbürgern und mehr als 500 Ärzten. Ausgewählte Kernfragen des Reports wurden auch nach Bundesländern erhoben. Weitere Details sowie eine Bestellmöglichkeit des Reports unter www.mlp-gesundheitsreport.de.
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