Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Zecken: Wo gibt es die meisten Borreliose-Fälle?

Samstag, 26. Juni 2021 – Autor:
Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit und kommt in Deutschland flächendeckend vor. Beim Ansteckungsrisiko gibt es jedoch deutliche regionale Unterschiede. Das „Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung“ (Zi) hat jetzt in einer Studie die Zahl der Borreliose-Fälle ermittelt – bis hinunter auf Kreisebene.
Zecke hat sich in der Haut festgebissen - Rötung.

Mehr als 300.000 Fälle von Borreliose werden jährlich in Deutschland diagnostiziert. – Foto: AdobeStock/shishiga

Mehr als 300.000 Menschen erkranken im Jahr nach einem Zeckenstich an Borreliose – das entspricht der Bevölkerung von Großstädten wie Mannheim oder Karlsruhe. Die in der Fachsprache als „Lyme-Borreliose“ bezeichnete Krankheit (nach der Stadt in den USA, wo sie zum ersten Mal auftrat) ist in Deutschland die häufigste Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird, und die häufigste bakterielle überhaupt. Anders als die viel seltenere, nach Zeckenstich durch Viren verursachte Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), deren Risikogebiete weitgehend in der Südhälfte Deutschlands liegen, ist Borreliose bundesweit ein Thema. Beim Infektionsrisiko gibt es jedoch deutliche regionale Unterschiede.

Schwerpunkt: Ein Streifen von Brandenburg bis Bayern

Das „Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung“ (Zi) in Berlin hat jetzt in einer Versorgungsatlas-Studie die Zahl der Borreliosefälle in Deutschland bei gesetzlich Versicherten ausgewertet. Hierfür wurden ärztliche Abrechnungsdaten kleinräumig ausgewertet, sprich: die diagnostizierten und behandelten Fälle bis hinunter auf Kreisebene ermittelt. Darin zeigt sich: Die höchsten Fallzahlen je Kreis kommen in einem Cluster von 45 Land- beziehungsweise Stadtkreisen vor. Dieses erstreckt sich grenzübergreifend von Brandenburg über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern. Erhöhte Krankheitshäufigkeiten gab es auch in einem Cluster mit acht Kreisen im Osten Bayerns, das an die Tschechische Republik grenzt.

Borreliosefälle: Spitzenreiter und Schlusslicht

Die jetzt vom Zentralinstitut ausgewerteten Daten zeigen: Fälle von Lyme-Borreliose gibt es in allen 402 Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands – bei erheblichen Unterschieden, was die Prävalenz betrifft, also die Zahl der bekannt gewordenen Infektionen je 100.000 Einwohner und Jahr. Im am stärksten betroffenen Kreis ist sie 17-mal so hoch wie in dem am schwächsten betroffenen. 

Die meisten Borreliosefälle:
Saale-Orla-Kreis (Thüringen), 1.481 Diagnosen je 100.000 Versicherte.

Die wenigsten Borreliosefälle:
Herne (Nordrhein-Westfalen): 89 Diagnosen je 100.000 Versicherte.

Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt liegt diese Zahl bei 429.

Borreliose-Patienten: Mehr Frauen, viele Alte über 70

Auch unabhängig von geographischen Kategorien gibt es Unterschiede bei Borreliosefällen. Die höchsten Werte wurden in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen beobachtet (Frauen: 863, Männer: 771 je 100.000 Versicherte). Altersübergreifend war die Diagnoseprävalenz bei Frauen höher als bei Männern (455 vs. 398).

Wie Borreliose übertragen wird

Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragbare Infektionskrankheit in Europa. Verursacht wird die Krankheit durch ein Bakterium mit Namen Borrelia burgdorferi. Mäuse und Vögel sind das Haupt-Erregerreservoir. Übertragen wird der Erreger durch den Stich des „Gemeinen Holzbocks“, der häufigsten europäischen Zeckenart.

Zecke schnell entfernen senkt das Borreliose-Risiko

Wie FSME kann auch die Lyme-Borreliose nicht ursächlich behandelt werden. Man kann lediglich versuchen, die von der Krankheit ausgelösten Symptome zu lindern. Umso wichtiger ist deshalb Vorbeugung: sich vor Zecken schützen durch hautbedeckende Bekleidung, Zecken rasch und richtig entfernen. Während das FSME-Virus sofort beim Zeckenstich übertragen wird (weil es im Speichel der Zecke vorkommt), muss die Zecke zwölf bis 24 Stunden festgesaugt bleiben, um Borrelien zu übertragen (sie befinden sich im Darm der Zecke). „Das Risiko einer Borrelien-Infektion sinkt daher erheblich, wenn man die Zecke rechtzeitig entfernt“, heißt es in einer Info-Broschüre des Bundesverbands für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz (bgv).

Borrelien können Haut, Nerven und Gelenke befallen

Die Infektion kann sich im ganzen Körper ausbreiten. Am häufigsten sind Haut, Nervensystem und Gelenke betroffen. Typisches Symptom im Anfangsstadium der Erkrankung ist eine Hautrötung, meist um den Stich, die sogenannte Wander röte. Weitere frühe Krankheitszeichen sind grippeähnliche Beschwerden, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Anders als gegen FSME kann man sich gegen Borreliose derzeit noch nicht impfen lassen. Im April gab ein französisch-amerikanischer Verbund von Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen bekannt, einen neu entwickelten Impfstoff klinisch zu testen. Weil die Infektion bakterieller Ursache ist, kann eine rechtzeitig erfolgte Therapie mit Antibiotika helfen. „Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung sind die Heilungschancen sehr gut“, heißt es dazu beim bgv.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Borreliose , Zecken

Weitere Nachrichten zum Thema „Borreliose“

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin