Zahnhygiene bei Intensivpatienten reduziert Infektionen
Patienten, die auf der Intensivstation liegen, sind per se schon in keiner guten Verfassung. Nicht selten kommen zu dem eigentlichen medizinischen Problem aber auch noch Infektionen der Atemwege hinzu. Doch eine intensive Zahnpflege der Patienten kann das Infektionsrisiko senken, wie Forscher um Dr. Fernando Bellissimo-Rodrigues von der Universität São Paulo nun herausgefunden haben. Die Ergebnisse ihrer Studie haben sie in der Zeitschrift „Infection Control and Hospital Epidemiology“ veröffentlicht.
Infektionen der Atemwege um über 50 Prozent reduziert
An der Studie nahmen 254 Patienten teil, die alle mindestens zwei Tage auf einer Intensivstation lagen. Die Hälfte von ihnen diente als Kontrollgruppe und erhielt dreimal täglich die übliche antiseptische Mundspülung mit Chlorhexidin. Die anderen Patienten wurden hingegen mit einer professionellen Zahnpflege versorgt, das heißt, ihnen wurde zusätzlich die Zunge gereinigt, alle Zähne wurden geputzt und Zahnstein wurde entfernt. Kariöse Stellen wurden sofort behandelt.
Das Ergebnis war eindeutig: Die Zahl der Infektionen lag in der Kontrollgruppe bei 18,1 Prozent, in der Gruppe mit der intensiven Zahnhygiene dagegen nur bei 8,7 Prozent. Das Risiko für Infektionen der Atemwege wurde damit mehr als halbiert. Die Gesamtmortalität zeigte zwar keine signifikante Reduktion, doch das lag nach Angaben der Wissenschaftler daran, dass ein Großteil der Patienten nicht durch respiratorische Infekte starb. Bei ausschließlicher Berücksichtigung der Todesfälle durch Infektionen der Atemwege konnte eine Verringerung der Mortalität um 38,1 Prozent festgestellt werden.
Intensivpatienten: Lungenentzündung häufigste Komplikation
Bei Patienten, die auf einer Intensivstation behandelt werden, ist das Risiko für Infektionen der Atemwege wie beispielsweise Lungenentzündungen sehr hoch. Zum einen sind die Abwehrkräfte der Betroffenen bereits durch den Kampf gegen ihre Krankheit geschwächt, auf der anderen Seite kann aber auch die maschinelle Beatmung zum Problem werden. Während bei gesunden Menschen selbst im Schlaf der Hustenreflex und bestimmte Abwehrstrukturen davor schützen, dass es trotz Verschluckens nicht zu Atemwegsinfektionen kommt, sind bei Patienten, die künstlich beatmet werden, diese physiologischen Schutzreflexe erheblich eingeschränkt.
Mit zunehmender Beatmungsdauer kann der Mundbereich des Rachens von invasiv beatmeten Patienten somit durch verschiedene Erreger besiedelt werden. Diese können dann in die unteren Atemwege gelangen und dort eine Pneumonie verursachen. Eine beatmungsbedingte Pneumonie ist eine der häufigsten und gefährlichsten Komplikationen für Intensivpatienten.
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