Wundstarrkrampf: Vorsicht bei Gartenarbeit!

Bereits kleine Kratzer oder Verletzungen genügen, um sich bei Kontakt mit Erdreich mit Wundstarrkrampf zu infizieren. Gefährdet ist aber nur, wer nicht geimpft ist. – Foto: AdobeStock/Alexander Raths
Blumen, Beeren, Kräuter: Pflanzen zu halten und ihnen beim Wachsen und Erblühen zuzusehen, ist meditativ und macht viele glücklich. An was man bei diesem Naturerlebnis nicht so gerne denkt: Im Erdreich können Bakterien sitzen, die beispielsweise Wundstarrkrampf (Tetanus) auslösen können. Diese Infektionskrankheit führt im Körper zu starken Muskelkrämpfen und kann unbehandelt tödlich sein. Für Menschen, die sorglos im Garten werkeln wollen, empfehlen Mediziner deshalb, zu überprüfen, ob sie noch ausreichend geimpft sind. Und gegebenenfalls eine Impfung beziehungsweise Auffrischung.
Tetanus-Impfung: Vor und nach Covid-Impfung 14 Tage warten
Die Impfung gegen Tetanus gilt als gut verträglich und bietet einen sicheren Schutz. Wer sich gerade gegen Covid-19 impfen lässt oder das vorhat, sollte allerdings sicherheitshalber noch kurze Zeit damit warten. Denn das Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt: „Zu anderen planbaren Impfungen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach jeder Covid-19-Impfung eingehalten werden.“
Wundstarrkrampf: Selten, aber oft tödlich
Wundstarrkrampf tritt in Deutschland dank höherer Impfquoten und guter medizinischer Versorgung viel seltener auf als in anderen Ländern. Das RKI registriert bundesweit derzeit weniger als 15 Erkrankungsfälle jährlich – vor 1970 waren es noch mehr als 100. Nur: Wenn jemand Wundstarrkrampf bekommt, verläuft die Krankheit qualvoll und in vielen Fällen tödlich. Betroffen sind meist ältere Menschen.
Toxine verursachen Krämpfe in der Körpermuskulatur
„Es sind dabei nicht die Bakterien selbst, die die Krankheit verursachen, sondern die Gifte (Toxine), die sie im Körpergewebe produzieren“, heißt es in einer Patienteninformation der AOK. Wundstarrkrampf befällt die muskelsteuernden Nervenzellen des Zentralnervensystems. Dort werden Botenstoffe (Neurotransmitter) freigesetzt, die Zuckungen und sogar langanhaltende Krämpfe in der Körpermuskulatur auslösen können. Darüber hinaus führen Tetanus-Bakterien zu einem Zerfall von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die den Körper mit Sauerstoff versorgen, und schädigen außerdem auch den Herzmuskel.
Anfangssymptom: Verspannung in der Kaumuskulatur
Die Symptome treten laut AOK meist Tage, manchmal auch erst zwei bis drei Wochen nach der Infektion auf. „Charakteristisch sind Muskelverspannungen, die oft lange anhalten. Sie beginnen meist bei der Kaumuskulatur. Der Mund kann dann kaum noch geöffnet werden, den Betroffenen fällt es schwer zu sprechen oder zu schlucken“, so die Experten der AOK. In der Folge weitet sich die Muskelstarre über den ganzen Körper aus und kann auch die Atem- und Herzmuskulatur schädigen. „Die Erkrankten müssen intensivmedizinisch behandelt werden und nicht immer gelingt die Heilung.“
Krankheitsursache nicht direkt bekämpfbar
Eine ursächliche Behandlungsmöglichkeit bei ausgebrochener Erkrankung gibt es bisher nicht. Nur ein gründliches Ausschneiden der Wunde, unter Umständen eine Amputation kann eine Weiterproduktion der Toxine stoppen und verhindern, dass sich der Tetanuserreger weiter vermehrt.
Grundimmunisierung im Säuglingsalter
„Damit es gar nicht erst zu einer Erkrankung kommt, sollte sich jeder gegen Tetanus impfen lassen", sagt Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband. Eine Übersicht über die offiziellen Empfehlungen dazu gibt der Impfkalender der Ständigen Impfkommission (STIKO): Danach sollte eine Grundimmunisierung im Säuglingsalter erfolgen, im Vorschul- und im Teenager-Alter ist dann jeweils eine Auffrischungsimpfung erforderlich. In der Regel wird dafür ein Mehrfachimpfstoff verwendet, der unter anderem auch gegen Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten) und Poliomyelitis (Kinderlähmung) schützt.
Erwachsene: Impfung alle zehn Jahre auffrischen
Auch Erwachsene sollten daran denken, alle zehn Jahre ihre Tetanus-Impfung auffrischen zu lassen. Auch vor Fernreisen ist eine Überprüfung und gegebenenfalls eine Auffrischung ratsam. Über einen ausreichenden Impfschutz gegen Tetanus verfügen laut RKI knapp 76 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. AOK-Ärztin Eymers empfiehlt, regelmäßig in den gelben Impfpass zu schauen oder den Impfstatus vom Hausarzt überprüfen zu lassen. Die Tetanus-Impfung ist in der Regel gut verträglich. In den ersten Tagen kann es zu Schmerzen an der Einstichstelle kommen, selten auch zu erhöhter Temperatur oder Müdigkeit. Dafür kann man sich im Anschluss jahrelang sorglos der Gartenarbeit hingeben.