World Health Summit 2016: Haben aus Ebola gelernt
Wurden Lehren aus dem Ebola-Ausbruch gezogen und wie geht es mit Zika weiter? Mit dieser Frage beschäftigten sich internationale Gesundheitsexperten am Sonntag auf dem World Health Summit in Berlin, darunter der Schweizer Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel.
Der Ebola-Ausbruch ist nach Ansicht der Experten ein Weckruf an die internationale Staatengemeinschaft gewesen. Für die Zukunft habe man gelernt, dass es vor allem auf die Koordination der vielen internationalen Akteure ankomme und Schulungen der regionalen Kräfte unerlässlich seien. Insofern habe man durchaus Lehren aus der Ebola-Krise gezogen, meinte der Präsident des Pariser Pasteur Instituts Christian Bréchot. „Künftig kommt es darauf an, unser Wissen schneller auszutauschen, etwa zur Ansteckungswegen, epidemiologischer Verbreitung oder Grundlagenforschung“, sagte Bréchot.
Investieren in Gesundheit und Infrastruktur
Suresh Kumar, ehemalige Berater von Barack Obama in Gesundheitsfragen, sah das genauso. Seiner Ansicht geht die Infektionsbekämpfung aber weit über wissenschaftliche Kooperationen hinaus. „Gesundheit bedeutet nationale Sicherheit“, sagte er. Und die beginne in den ärmeren Ländern schon bei der Infrastruktur wie Straßen, Elektrizität und sauberem Wasser. Die größte Herausforderung ist seiner Ansicht nach die Finanzierung all dessen. Private-Public-Partnership-Modelle zwischen Unternehmen und Ländern sieht er als Teil der Lösung. Daneben sei der private Sektor gefordert, sich stärker auf kosteneffektive Innovationen zu fokussieren, etwa bei der Bereitstellung von Impfstoffen.
Plädoyer für Bildung und Aufklärung
Der Immunologe und Virusforscher Rolf Zinkernagel, der 1996 den Nobelpreis für Medizin bekam, meinte dagegen, aus Ebola habe man nichts gelernt. Seine Skepsis begründete er mit den immer wiederkehrenden Maserausbrüchen. Der Mensch sei nicht in der Lage, sein Wissen in die Praxis umzusetzen, sagte er bewusst zugespitzt. Der einzige Ausweg sei Bildung und Aufklärung. Mit Blick auf das Zika-Virus, das sich nach Südamerika nun auch in den USA verbreitet, sagte Zinkernagel: „Wir wissen wenig über Zika, aber wir kennen die Übertragungswege.“ Darum sei es doch recht einfach, sich vor einer Infektion zu schützen.
Ganz so einfach ist es nach Ansicht seiner Vorredner zwar nicht, doch Zika sei letztlich besser beherrschbar, weil mit den USA ein Land dazugekommen sei, dass über die nötige Epdemiologie und Infrastruktur verfüge, meinte Suresh Kumar. Außerdem sei das Virus mit dem Dengue-Fieber-Erreger verwandt, so dass die Chancen auf eine Impfung relativ groß seien, so der Experte.
Zum World Health Summit werden bis zum Dienstagabend mehr als 1.800 Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft sowie Zivilgesellschaft erwartet, um über aktuelle Fragen der globalen Gesundheitsversorgung zu diskutieren.
Foto: World Health Summit