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Woran man Krätze erkennt

Donnerstag, 7. Juli 2016, aktualisiert: 09.03.2018 – Autor:
Wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, kann man sich die Krätze holen. Die juckende Hautkrankheit wird von Krätzmilben ausgelöst. Wer meint, sich infiziert zu haben, sollte schnell zum Arzt gehen. Krätze erkennt man an bestimmten Symptomen.
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Handinnenfläche mit Krätze-Befall: Kleine Pusteln und Knötchen entstehen an den Fraßgängen der Milbe

Wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, kann man sich die Krätze holen. Das kann der Kindergarten, ein Pflegeheim oder eine Gemeinschaftsunterkunft sein. Die juckende Hautkrankheit wird von Krätzmilben ausgelöst. Wer meint, sich infiziert zu haben, sollte schnell zum Arzt gehen. Krätze erkennt man an bestimmten Symptomen.

Die durchscheinenden Spinnentiere mit dem kräftigem Beißwerkzeug sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die Männchen werden 0,2, bis 0,3 Millimeter groß, die weiblichen bis zu 0,5 Millimeter. Zur Ansteckung reicht ein Weibchen aus. Die männlichen Tiere wandern nur auf der Haut umher, die etwas größeren weiblichen Krätzmilben graben feine Kanäle in die Oberhaut und legen dort Kot und Eier ab.

Dafür bevorzugen sie warme Hautregionen mit dünner Hornschicht. Betroffen sind vor allem die Zwischenräume zwischen Fingern und Zehen, Handgelenke, Knöchel, Achseln, Ellenbogen, Leistengegend und Genital-Region. Bei Säuglingen und Kleinkindern können auch der behaarte Kopf, das Gesicht und Hand- und Fußflächen befallen sein.

Wie sich Krätzmilben vermehren

Meistens werden die Milben über Körperkontakt übertragen, aber auch eine Ansteckung über die Kleidung ist möglich. Krätzmilben ernähren sich von Hautzellen. Sie benötigen Sauerstoff und kommen daher nur in der obersten Hautschicht vor. Die Weibchen werden vier bis sechs Wochen alt und legen täglich zwei bis vier Eier. Daraus schlüpfen nach zwei bis vier Tagen Larven, die über ein Nymphen-Stadium innerhalb von zwei Wochen geschlechtsreif werden. Sie wandern an die Oberfläche der Haut und suchen sich neue Geschlechtspartner. Nach der Begattung sterben die Männchen, die Weibchen graben zur Eiablage wieder Gänge in die Haut.

Woran Krätze zu erkennen ist

Die Infektion mit Krätzmilben ist im Anfangsstadium nicht leicht auszumachen. Die höchstens 1 cm langen Fraßgänge liegen dicht unter der obersten Hautschicht. Eventuell ist der Kopf des Weibchens als kleines Pünktchen zu sehen. Der Arzt kann den Milbenbefall mit einem Auflichtmikroskop (Dermatoskop) erkennen: das bräunliche Dreieck des Milbenoberkörpers und die Milbengänge. Oder er öffnet einen Milbengang, entnimmt Gewebeteile und untersucht sie unter dem Mikroskop auf Milben, Milbeneier oder Milbenkot.

Zwischen dem Befall mit Krätzmilben und dem Ausbruch der Krankheit vergehen zwei bis fünf Wochen. War ein Patient schon einmal an Krätze (Skabies) erkrankt, kann die Reaktion bei einer erneuten Ansteckung schneller erfolgen. Der Körper reagiert auf die Milben-Produkte mit einer entzündlichen Reaktion. Die Haut brennt und juckt, es bilden sich Knötchen oder Pusteln. Werden die Pusteln aufgekratzt, kann eine bakterielle Infektion dazukommen, die Haut kann sich dadurch stärker entzünden und verschorfen. Der Juckreiz verstärkt sich in der Bettwärme.

Wie Krätze behandelt wird

In der Therapie kommt eine verschreibungspflichtige Creme zum Einsatz, die großflächig aufgetragen und nach acht bis zwölf Stunden gründlich abgewaschen wird: Permethrin.Die Landesapothekerkammer Hessen rät dazu, mit der Behandlung abends zu beginnen. Erwachsene und Kinder über vier Jahren sollten die Creme auch auf Hals, Nacken, Handflächen und Fußsohlen auftragen. Kopf und Gesicht können ausgespart bleiben, es sei denn, es sind mit Skabies befallene Stellen in diesem Bereich vorhanden.

Ist die Behandlung erfolgreich, lässt auch der Juckreiz in der Regel rasch nach, nur in Einzelfällen hält er über eine Woche lang an. Damit sich die Haut schneller erholt, raten Apotheker zu einer rückfettenden Pflegecreme. Sind nach zwei Wochen immer noch Symptome vorhanden, wird der Arzt die Anwendung wiederholen lassen.

Tablette gegen Krätze

Wenn die äußerliche Behandlung nicht anschlägt oder schwierig ist – etwa bei bettlägerigen Patienten - gibt es ein Mittel zum Einnehmen: Ivermectin. Die Tabletten sind in Deutschland seit Mai 2016 auf dem Markt. In Frankreich gibt es das Mittel schon länger. Bei Kindern unter 15 kg Körpergewicht sowie Patienten ab 65 Jahren sowie bei Schwangeren oder Stillenden sollte das Präparat nur mit Umsicht angewendet werden.

Der Wirkstoff wird in einer Dosierung von 200 µg/kg Körpergewicht gegeben. Wenn die Milben nicht verschwinden, sollte die Anwendung - wie auch bei der Permethrin-Creme - nach 14 Tagen wiederholt werden. Sind die Milben beseitigt, kann der Juckreiz noch bis zu vier Wochen anhalten. Ohne Behandlung kann sich eine Krätzmilbe auch bei regelmäßigem Duschen oder Baden in der Haut halten und weiter für Symptome sorgen.

Wie Krätze sich verbreitet

Krätzmilben verbreiten sich bei intensiverem Hautkontakt, beim Spielen, bei der Körperpflege, beim Kuscheln oder beim Geschlechtsverkehr. Ein kurzer Händeruck oder eine kurze Umarmung führen in der Regel nicht zu einer Übertragung. Personen im engen Umfeld eines Krätze-Patienten sollten sich ebenfalls behandeln  lassen, auch wenn noch keine Krankheitszeichen aufgetreten sind. Beengte räumliche und schwierige hygienische Verhältnisse begünstigen die Ausbreitung der Skabies.

Theoretisch ist eine Über­tragung von Krätzmilben über Textilien wie Bett­wäsche, Woll­decken, Unter­wäsche oder Ver­bands­stoffe möglich. Aber wegen der rasch ab­neh­men­den Infek­tiö­sität außerhalb der Haut, der geringen Milben­zahl bei Menschen mit einem funktionierenden Immun­system und der lang­samen Fort­bewegung  der Milben tritt dies nur selten auf. In einer Studie waren zwei von 63 und vier von 272 Pro­ban­den mit Krätzmilben besiedelt, die Betten oder Kleider von stark befallenen Personen benutzt hatten. Das berichtet das Robert Koch-Institutt.

Wer auf Nummer sicher gehen will kann alle Textilien, die der Erkrankte trug oder mit denen er eng in Berührung kam, bei mindestens 60 Grad waschen, Polster und Kissen werden gut abgesaugt und Dinge, die sich nicht waschen lassen, vier Tage in einem verschnürten Plastiksack gelagert.

Wer besonders anfällig für Krätze ist

Tritt in einer Gemeinschafteinrichtung Krätze auf, ist das meldepflichtig. Betroffene dürfen die Einrichtung eine zeitlang nicht besuchen, Heimbewohner nicht die Gemeinschaftsräume betreten, erkranktes Personal nicht zur Arbeit kommen. Wann sie nicht mehr ansteckend sind, entscheidet der behandelnde Arzt.

Nicht nur der Patient, auch die Personen, die mit ihm engen Hautkontakt hatten, müssen möglicherweise behandelt werden - auch wenn sie keine Symptome zeigen. Das können Familienangehörige, Mitbewohner der Wohngemeinschaft oder Menschen, die in den letzten vier Wochen engen Hautkontakt zum Erkrankten hatten, sein. Bei Kindern sind enge Freunde sowie Kinder und Betreuer der Kindergartengruppe betroffen.

Borkenkrätze extrem ansteckend

Anfälliger für Krätzmilben sind Menschen mit Immunsuppression oder einer schweren chronischen Erkrankung. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann die Milbenzahl explosionsartig anwachsen, ganze Hautareale befallen und zu starker Krustenbildung führen. Diese so genannte Borkenkrätze ist aufgrund der vielen Milben weitaus ansteckender. Hier könnte schon ein Händeschütteln zur Übertragung reichen.

Foto: Gina Sanders/fotolia.com

Foto: DiepgenTL, Yihune G et al. Dermatology Online Atlas (www.dermis.net). Reprinted with permission.

Hauptkategorie: Medizin
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