Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wolfsbarsche fressen auch Mikroplastik – aber das gelangt kaum in die Filets

Samstag, 25. Juli 2020 – Autor:
Gut essen – und dabei unfreiwillig Mikroplastik mitessen: keine gesunde und appetitliche Vorstellung. Für Liebhaber von Fischfilets gibt es jetzt eine gute Nachricht. Eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts ergab: Zumindest beim Wolfsbarsch gelangen Kunststoffpartikel aus der Nahrungskette in Blut und Organe, aber kaum ins Muskelfleisch. Für ihr Experiment fütterten die Forscher Fische vier Wochen lang mit einem Futtermittel, das sehr kleine und viele Mikroplastikteilchen enthielt.
Speisefisch Wolfsbarsch Filets mit Zitronengarnitur

Mikroplastik aus der Nahrungskette gelangt laut der Studie des AWI zwar in Blut und Organe des Wolfsbarschs, aber kaum ins Muskelfleisch. – Foto: ©ExQuisine - stock.adobe.com

Fische sind mittlerweile in jedem ihrer Lebensräume Mikroplastikpartikeln ausgesetzt – in Seen, Flüssen und Meeren und sogar in der gut kontrollierbaren Aquakulturhaltung. Und man weiß, dass die Tiere die winzigen Kunststoffreste zusammen mit ihrer Nahrung aufnehmen. Doch wie viel davon gelangt in ihren Körper und wie viel reichert sich in den Fischfilets an, die Menschen gerne essen? Im Zentrum für Aquakulturforschung des „Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung“ (AWI) in Bremerhaven haben Forschende jetzt erstmals untersucht, wie viele der gefressenen Plastikteilchen vom Darm des Wolfsbarschs in den Blutkreislauf gelangen und anschließend im Muskelgewebe eingelagert werden.

Wenig Mikroplastik im Filet eine „positive Überraschung"

Auch wenn Mikroplastik von der Natur nicht einfach abgebaut werden kann und die Umwelt verpestetn kann und die Spätfolgen für den Menschen noch nicht abschätzbar sind: Die Studie des AWI hält für Fischesser ein Ergebnis bereit, das schon die Forscher selbst als „positive Überraschung“ einstufen: Auch wenn Wolfsbarsche viel Plastik fressen – in die Filets gelangt es offenbar kaum. „Diese Frage ist für uns Menschen vor allem deshalb relevant, weil wir in der Regel nicht den ganzen Fisch einschließlich aller Innereien verzehren, sondern vor allem seine Filets“, sagt Sinem Zeytin, Biologin und Erstautorin der neuen Studie.

Laborfische mussten mikroplastikbelastetes Futter fressen

Für ihr Laborexperiment fütterten die Wissenschaftler junge Europäische Wolfsbarsche 16 Wochen lang mit Pellets aus Fischmehl, Weizenkleie, Vitaminen und Fischöl. Dem Futter beigemischt hatten die Forscher des  „Alfred Wegner-Instituts – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung“ (AWI) – auch gelb-orangefarbene,  fluoreszierende Mikroplastikpartikel. Die Teilchen besaßen einen Durchmesser von einem bis fünf Mikrometer (das ist der tausendste Teil eines Millimeters) und gehörten damit in die kleinste Größenordnung des Mikroplastiks. Im Laufe des Experiments fraß jeder Wolfsbarsch etwa 163 Millionen dieser mikroskopisch kleinen Kunststoffperlen. Nach Beendigung des Fütterungsexperiments filetierten die Forschenden die Fische, um deren Partikelgehalt zu überprüfen. Wie viele es waren, wurde anschließend unter einem Fluoreszenz-Mikroskop ausgezählt.

„Fische können Plastikpartikel absondern und rechtzeitig ausscheiden"

Die Ergebnisse überraschten die Forschenden positiv. „Obwohl wir die Wolfsbarsche einer im Vergleich zu natürlichen Verhältnissen extrem hohen Mikroplastik-Belastung ausgesetzt haben, fanden sich in ihren Filets am Ende nur 1 bis 2 Partikel pro 5 Gramm Filet“, berichtet Studienautorin Zeytin. Und der Leiter der Arbeitsgruppe Aquakulturforschung am AWI, Matthew Slater, sagt: „Die Fische sind auch sehr gut gewachsen und waren gesund, wir schließen daraus, dass es den Fischen anscheinend gelingt, Partikel abzusondern und wieder auszuscheiden, bevor sie im Gewebe eingelagert werden. Das ist für alle Menschen, die gern Wolfsbarsch essen, eine wirklich gute Nachricht.“

2018: Erstmals Mikroplastik im menschlichen Körper nachgewiesen

Mikroplastik im menschlichen Körper – und damit ganz am Ende der Nahrungskette – erstmals nachzuweisen: Das gelang 2018 Wissenschaftlern des deutschen Umweltbundesamts und der Medizinischen Universität Wien. Für die internationale Pilotstudie hatte das deutsch-österreichische Forscherteam Testpersonen aus sieben europäischen Ländern und Japan untersucht.

Foto: AdobeStock/asdf

Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Ernährung , Forschung

Weitere Nachrichten zum Thema Gesundheitsrisiken in Lebensmitteln

Dank Corona-Krise ist die Luft in Städten besser geworden. Die Verwendung von umwelt- und klimaschädlichen Einwegverpackungen ist dagegen in die Höhe geschnellt. Jeder Kaffee aus einem plastikbeschichteten Pappbecher ist ein Kontakt zu Chemikalien, die gesundheitsschädlich sind, warnt die Deutsche Umwelthilfe: für Erwachsene und Jugendliche – und sogar für ungeborene Kinder.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin