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Wo Zucker drin ist, muss auch Zucker draufstehen

Freitag, 7. März 2014 – Autor:
Nach einer aktuellen Studie hat jeder zweite Verbraucher Probleme, die Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen richtig zu verstehen. Anlässlich des Tags der gesunden Ernährung schlagen Patienten- und Verbraucherverbände Alarm.
Fast vier von fünf Bundesbürgern ärgern sich über unverständliche Formulierungen auf Lebensmittelverpackungen

Fast vier von fünf Bundesbürgern ärgern sich über unverständliche Formulierungen auf Lebensmittelverpackungen

Laut der Verbraucherstudie 2014 der Société Générale de Surveillance (SGS) hat knapp jeder zweite Verbraucher Probleme damit, Verpackungsangaben überhaupt zu verstehen. Je älter die Befragten sind und je geringer ihre Schulbildung ist, desto überforderter sind sie. „Verbraucher sind überfordert, wenn sie erst einen Dreisatz rechnen müssen, bevor sie genau wissen, wieviel Fett oder Zucker sie mit dem Lebensmittel in ihrer Hand zu sich nehmen“, kritisiert Prof. Dr. Thomas Danne, Kinderdiabetologe aus Hannover und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Verwirrende Prozentangaben, unrealistische Portionsgrößen, zu kleine Schrift und idealisierte Abbildungen auf den Verpackungen bieten keine Orientierung, sondern ärgern die Verbraucher nur.“ Diabtes.de ist eine von vielen Patientenorganisationen, die anlässlich des Tags der gesunden Ernährung am 7. März erneut eine klare Nährwertkennzeichnung fordern - in Form einer plakativen „Nährwertampel“.

Nährwertangaben: Kennzeichnung für chronisch Kranke besonders wichtig

Eine klare und leicht verständliche Kennzeichnung sei besonders wichtig für chronisch Kranke, die häufig auch mit einem zu hohen Gewicht kämpfen, zum Beispiel für Menschen mit Diabetes Typ2 und anderen Stoffwechselerkrankungen, meint etwa Prof. Dr. Martin Wabitsch, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). Immer mehr und auch immer jüngere Menschen kämpften mit starkem Übergewicht und den chronischen Folgen wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch für Personen, die vorbeugend ihre Ernährung verbessern möchten, wäre der Griff zu den gesünderen Produkten erleichtert, wenn diese besser erkennbar wären. „Mit einer leicht verständlichen Kennzeichnung könnten die Hersteller einen wichtigen Beitrag zur Prävention dieser Krankheiten leisten“, so Wabitsch.

Umfragen hatten gezeigt, dass eine Kennzeichnung in Ampelfarben, am leichtesten verstanden wird. Doch die Lebensmittelindustrie hat eine Ampel-Kennzeichnung auf EU-Ebene erfolgreich zu verhindern gewusst. Stattdessen bringt die Lebensmittelindustrie nun verstärkt „Functional Food“ auf den Markt. Das sind Lebensmittel mit besonderen Gesundheitseigenschaften, die zum Beispiel den Cholesterinspiegel senken oder die Abwehrkräfte stärken sollen. Diabetes-Experte Danne hält von solchen Lebensmitteln nicht viel: „Je mehr Tüten-, Halbfertig- und Fertigprodukte, je mehr Fast Food sie essen, umso mehr gesättigte Fette, Zucker und Salz nehmen sie auch zu sich. Unsere Nahrung sollte möglichst naturbelassen und selbst zubereitet sein. Das ist das beste Rezept“, sagt Danne.

Kritik an neuer EU-Regelung: keine gesundheitsbezogene Kauforientierung

Die 2016 in Kraft tretende neue Regelung der Europäischen Union, wonach eine ausführliche Nährwerttabelle (Brennwert, Eiweiß, Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe und Salz) auf der Rückseite stehen soll, halten die Diabetes- und Adipositas-Experten für unzureichend. Die neue Kennzeichnungspflicht enthalte lediglich mehr Zahlenwerte, sei aber keine echte gesundheitsbezogene Kaufhilfe. Die beiden Verbände fordern hingegen, dass gut sichtbar auf der Vorderseite in einer farblichen Grafik Brennwert (Kalorien) sowie alle Nährstoffe pro 100 Gramm in rot (hoher Gehalt), gelb (mittel) und grün (niedrig) gelistet werden. "Dann wüssten die Verbraucher endlich, was in unseren Lebensmitteln wirklich drin ist.“

Hauptkategorien: Prävention und Reha , Medizin
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