Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wissenschaftler plädieren für Maskenpflicht - aus psychologischen Gründen

Montag, 24. August 2020 – Autor:
Wenn alle einen Mund-Nase-Schutz tragen, wird das Ansteckungsrisiko erheblich reduziert. Doch auch psychologische Gründe sprechen für eine Maskenpflicht. Wissenschaftler haben nun Argumente für politische Entscheider zusammengetragen.
Maskenpflicht wirkt gesellschaftlicher Polarisierung entgegen

Maskenpflicht wirkt gesellschaftlicher Polarisierung entgegen

Es hat etwas gedauert, bis sich Experten über den Nutzen von Gesichtsmasken einig waren. Erst seit Ende April ist das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes in bestimmten Situationen verpflichtend, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften. Seither ist die Maske auch in Deutschland zum Symbol der Corona-Pandemie geworden. Neben Abstandsregeln ist sie eine der wirkungsvollsten Maßnahmen, um Infektionsketten zu unterbrechen.

Dass eine Maskenpflicht besser ist als eine freiwillige Lösung, dafür sprechen nun Daten einer Studie der Universitäten Erfurt und Kopenhagen. Grundlage für die Untersuchung ist die Cosmo-Befragung, die seit Anfang März in Deutschland mit wöchentlich etwa 1.000 Personen durchgeführt wurde. Aus den Befragungen lassen sich Rückschlüsse ziehen, wie verpflichtende und freiwillige Regelungen zum Tragen einer Maske wahrgenommen werden und welche Konsequenzen diese unterschiedlichen Regelungen für das Verhalten haben.

Ein Gebot der Fairness

Nicht sonderlich überraschend ist das Ergebnis, dass die Einführung der Maskenpflicht die Tragebereitschaft erheblich erhöht hat. Die Umfrage zeigt außerdem, dass Personen, die berichteten regelmäßig eine Maske zu tragen, sich auch eher an andere Verhaltensempfehlungen hielten, wie Abstand halten oder Händewaschen. Eine verpflichtende Regelung wurde darüber hinaus als fairer wahrgenommen und führte zu weniger Stigmatisierung. „Ohne Maskenpflicht werden Menschen mit Maske eher als Teil einer Risikogruppe wahrgenommen, also etwa als chronisch krank“, erläutert Studienleiterin Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt. Das könne negative Folgen für die Maskenträger haben, „indem zum Beispiel der Kontakt mit solchen Personen eher vermieden wird.“

Pflicht ist wie ein sozialer Vertrag

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Personen, die selbst häufig eine Maske tragen, nehmen andere Maskenträger als positiver wahr. „Dieses Ergebnis zeigt uns, dass das Tragen einer Maske einem sozialen Vertrag gleicht. Tragen wir selbst eine Maske, erwarten wir das auch von anderen. Wir sind anderen Maskenträgern gegenüber wohlgesonnen und strafen diejenigen ab, die sich nicht für den Schutz der Gemeinschaft einsetzen“, kommentiert Professor Robert Böhm von der Universität Kopenhagen diesen Befund. Wenn das Tragen einer Maske also freiwillig wäre, könnte dies zu einer zunehmenden Polarisierung in der Gesellschaft führen.

Die Wissenschaftler schlussfolgern aus den Ergebnissen, dass eine Maskenpflicht einer freiwilligen Regelung vorzuziehen ist. Denn eine Verpflichtung erhöhe nicht nur die Tragebereitschaft, sondern führe auch zu mehr Fairness und weniger Stigmatisierung.

„Sollen Masken weiterhin als Maßnahme der Pandemiebekämpfung eingesetzt werden, tun politische Entscheidungsträger gut daran, die aktuelle Maskenpflicht in öffentlichen geschlossenen Räumen aufrechtzuerhalten und hier nicht auf Freiwilligkeit zu setzen“, so Cornelia Betsch.

Die Studie wurde soeben im Fachmagazin PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht.

COSMO ist ein Gemeinschaftsprojekt von Universität Erfurt (UE), Robert Koch-Institut (RKI), Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID), Science Media Center (SMC), Bernhard Nocht Institute for Tropical Medicine (BNITM), Yale Institute for Global Health (YIGH).

Foto: © Adobe Stock/New Africa

Hauptkategorien: Corona , Prävention und Reha , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus

Weitere Nachrichten zum Thema Masken

18.09.2020

Die wegen der Corona-Pandemie nötigen Schutzmasken können Hautirritationen auslösen. Das berichten italienische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Journal of the European Acadamy of Dermatology und Venereology.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin