Wissenschaftler können AIDS-Virus life im Körper beobachten
Die Therapie der Immunschwäche AIDS hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Aber der Traum von einer HIV-Impfung ist bislang gescheitert. Hauptursache dafür ist, dass die AIDS auslösenden HI-Viren extrem wandlungsfähig sind. Professor Dr. Thomas Huser, Leiter der Arbeitsgruppe „Biomolekulare Photonik“ an der Universität Bielefeld, nennt noch einen weiteren Grund: „Es gibt vielfältige Übertragungswege auf zellulärer Ebene, deren Bedeutung teils unterschätzt wurde.“ Mit einem neuen rund eine Million Euro teuren Lasermikroskop wollen die Bielefelder Physiker nun den zellulären Prozessen auf die Schliche kommen.
Lasermikroskop erlaubt die Untersuchung von Transportprozessen und Signalübertragungen in lebenden Zellen
„Mit dem neuen Mikroskop können wir erstmals einzelne Viren in lebenden Zellen darstellen und verfolgen“, sagt Professor Huser. Hinzu komme, dass das Gerät Bewegungsabläufe extrem schnell erfassen und dann verlangsamt wiedergeben könne. Das Mikroskop nimmt dazu bis zu 240 Bilder in der Sekunde auf. „So lassen sich molekulare Abläufe in Zellen und Viren anschließend mit extremer Zeitlupe betrachten“, sagt Huser. Weiter solle das neue Mikroskop auch die Forschung zur Übertragung von HIV im Körper voranbringen. Diese Erkenntnisse seien erforderlich, um etwa die Suche nach einer HIV-Impfung oder neuen Therapien voranzubringen.
„Wir betreiben Grundlagenforschung – das heißt, wir entwickeln Methoden, um grundlegende Prozesse auf submikroskopischer Skala in lebenden Zellen zu verfolgen und zu analysieren“, erklärt der Physiker. „Wenn wir zum Beispiel herausfinden, wie die Übertragung der Viren genau abläuft, können Mediziner und Biologen mit diesen Informationen weiterarbeiten und daraus Therapien entwickeln.“ In einem speziell ausgerüsteten Labor wollen die Forscher ab Ende des Jahres sie direkte Übertragung des Virus von infizierten auf nichtinfizierte Zellen untersuchen.
Auch Berlin verfügt über das derzeit modernste optische Weitfeldmikroskop
Finanziert wurde das neue Lasermikroskop anteilig von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Universität Bielefeld. Die Universität Bielefeld ist neben den Universitäten in München, Dresden und Berlin die vierte Hochschule in Deutschland, die über das Mikroskop verfügt. Es handelt sich dabei um die derzeit modernste Variante eines optischen Weitfeldmikroskops des Medizintechnik-Unternehmens GE Healthcare.
Foto: Universität Bielefeld