Wirkung von Methadon soll klinisch erforscht werden

Vom Drogenersatzstoff für Heroinabhängige zum Krebstherapeutikum?: Die Wirkung von Methadon soll jetzt in klinischen Studien festgestellt werden. – Foto: ©M.Rode-Foto - stock.adobe.com
53.570 Menschen haben sich in nur einem Monat einer aktuellen Petition angeschlossen an den Bundestag angeschlossen, die das Ziel verfolgt, die Einsatzmöglichkeiten von Methadon in der Krebstherapie mit öffentlichen Geldern zu erforschen. Das Interesse bei Betroffenen ist offenbar groß. Das Problem bisher: Zahlreiche Krebspatienten unterziehen sich einer Behandlung mit Methadon, obwohl klinische Studien fehlen, die die Wirkung am Menschen wissenschaftlich beschreiben beziehungsweise belegen – Voraussetzung für eine zielgerichtete und erfolgversprechende Therapie. Dies soll sich jetzt ändern.
Krebsgesellschaft: „Mehr Forschung unabhängig von Industrieinteressen“
Die Krebsgesellschaften in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen befürworten nach Recherchen des MDR-Magazins "Hauptsache gesund" den Vorschlag, die Wirkung von Methadon in Kombination mit Chemotherapie bei der Behandlung von Krebs in einer klinischen Studie zu erforschen. "Prinzipiell begrüßen wir, dass die Wirkung erforscht wird, um den Krebspatienten, die große Hoffnungen in Methadon setzen, mit einer wissenschaftlich fundierten Antwort zu zeigen, ob es wirklich etwas bringt oder nicht", sagt Ulrike Laubscher von der Thüringischen Krebsgesellschaft. Zudem sei es generell notwendig, mehr öffentliche Gelder für die Krebsforschung aufzuwenden: "Das ist wichtig, um Krebs unabhängig von Industrieinteressen zu erforschen", so Sven Weise von der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft.
Im Fokus: Methadon-Einsatz bei Hirntumoren und Darmkrebs
Weil jede Krebsart anders ist und deshalb Forschungsergebnisse nicht verallgemeinerbar sind, sind nach Aussagen von Krebsspezialisten eine ganze Reihe spezifischer Forschungsprojekte nötig. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg möchte die Wirkung von Methadon bei Hirntumorpatienten untersuchen. Nach Aussagen von Wolfgang Wick, Neurologe am DKFZ, werden die Forschungsarbeiten dort voraussichtlich drei Jahre dauern und mehrere Millionen Euro kosten. Basierend auf den Erkenntnissen der Grundlagenforschung werden die nächsten Forschungsschritte dann direkt an Krebspatienten erfolgen. Ziel und Bestimmung von klinischen Studien ist es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit neuer Therapien zu testen. Sie wird mit Patienten oder gesunden Probanden durchgeführt und ist eine Voraussetzung für die behördliche Arzneimittelzulassung. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe liegt noch für ein weiteres Forschungsprojekt derzeit ein Fördergelderantrag vor. Hier sollen Therapiemöglichkeiten bei Darmkrebs eruiert werden.
Methadon: Verstärkt Chemotherapie, ist als Schmerzmittel günstiger
Methadon ist ein vollsynthetisch hergestelltes Opioid mit starker schmerzstillender Wirksamkeit. Es hat als Heroin-Ersatzstoff im Rahmen von Substitutionsprogrammen seine Wirksamkeit bewiesen und wurde deshalb 2005 in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen. Die Verwendung von Methadon in der Krebstherapie wird dabei kontrovers diskutiert. Der Neurologie Wick vom Deutschen Krebsforschungszentrum etwa ist skeptisch, ob Methadon tatsächlich die erhoffte positive Wirkung hat. Dagegen sprechen Forschungen des Rechtsmedizinische Instituts der Universität Ulm dafür, dass der Drogenersatzstoff D-L-Methadon die Wirkung der konventionellen Chemotherapie verstärken kann. Außerdem könnte er die Therapiekosten senken, weil Methadon im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln in der Krebstherapie sehr preiswert ist. Bislang fehlen jedoch klinische Studien, die die Wirkung am Menschen wissenschaftlich belegen.
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