Wirkung von Methadon bei Gliobastom bislang nicht erwiesen

Therapie des Glioblastoms mit Methadon: Wirkung beim Menschen völlig unklar
Es klang schon etwas vollmundig, was Ulmer Krebsforscher in einer Pressemitteilung versprachen. Demnach kann der Behandlungserfolg beim Glioblastom deutlich verbessert werden, wenn eine konventionelle Chemotherapie mit Methadon kombiniert wird, auch wenn der Krebspatient auf eine ausschließlich konventionelle Therapie schon nicht mehr angesprochen hat. Das Opioid wirke quasi als Wirkverstärker. Doch die Forscher hatten ausschließlich mit Zellen im Labor und Tieren experimentiert, was aber im Gesamtkontext letztlich unterging. Zu einem Medienhype war das Thema geworden, als die Deutsche Krebshilfe im letzten September Methadon als „Allroundtalent gegen Hirntumore“ bezeichnete. Grundlage der Aussage war die von ihr geförderte Ulmer Studie.
Ein Nutzen der Methadontherapie ist bislang durch keine einzige Studie an Patienten belegt
Nun stellen die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft (NOA) der Deutschen Krebsgesellschaft klar, dass es bis heute gar keinen Nachweis für die Wirksamkeit der Methadontherapie bei menschlichen Gliomen gibt. Die Experten warnen vor falschen Erwartungen. „Durch eine Pressemitteilung der Autoren der tierexperimentellen Studie wurde bei vielen Patienten der Eindruck erweckt, dass eine Behandlung von Glioblastomen mit Methadon die Wirkung von Chemotherapie verstärkt und die Tumorzellen fast vollständig zerstört, sodass selbst „austherapierte“ Patienten von einer solchen Behandlung profitieren könnten“, sagt NOA-Sprecher Prof. Dr. med. Wolfgang Wick vom Universitätsklinikum Heidelberg. „Die Aussagen beruhen jedoch größtenteils auf Experimenten in der Zellkulturschale. Sie reflektieren nicht den wissenschaftlichen Stand dieses Therapieansatzes und sind auf die Situation beim Menschen nicht übertragbar.“
In einem Tierexperiment hatte die Behandlung mit Methadon zu einer Verlangsamung des Wachstums von Glioblastomzellen geführt, die den Mäusen unter die Haut transplantiert wurden. Dieser Befund sei aber nicht unbedingt auf die Situation beim Menschen möglich, kritisieren Wick und seine neurologischer Kollege Professor Ralf Gold. Beide Experten lehnen die Methadontherapie außerhalb klinischer Studien strikt ab. „Methadon ist potenziell reich an unerwünschten Wirkungen, die die Lebensqualität der Patienten unnötig einschränken“, betont Neurologe Gold.
Warnung vor falschen Erwartungen
Mit ihrer Stellungnahme bemühen sich die Neuroonkologischen Fachgesellschaften um weitere Schadensbegrenzung. Wörtlich heißt es: „Eine aktive Werbung – zum Beispiel über das Internet – für den Einsatz dieser Methode ist problematisch, da sie unerfüllbare Erwartungen wecken und Patienten dazu bewegen könnte, zugunsten dieser experimentellen Therapie auf nachgewiesenermaßen wirksame Behandlungsmethoden zu verzichten.“
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