Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wirkstoff gegen Angioödem im Halsbereich erfolgreich getestet

Samstag, 4. August 2018 – Autor: Anne Volkmann
Ein Angioödem ist durch Schwellungen von Haut und Schleimhaut gekennzeichnet. Tritt es im Halsbereich auf, kann es lebensbedrohlich werden. Forscher der Charité haben nun einen Wirkstoff in Tablettenform für die Prävention entwickelt.
Angioödem

Angioödeme im Halsbereich können äußerst gefährlich werden – Foto: ©ryanking999 - stock.adobe.com

Angioödeme sind Schwellungen der tieferen Hautschichten oder der Schleimhäute. Prinzipiell können sie in allen Körperregionen auftreten, am häufigsten betroffen sind jedoch Gesicht, Hände, Füße, Arme oder Beine. Die Schwellungen treten üblicherweise in unregelmäßigen Abständen auf und halten dann für einige Tage an. Manchmal lassen sich Auslöser wie Medikamente, Stress, bestimmte Nahrungsmittel oder Infektionen erkennen, häufig jedoch auch nicht.

Treten die Angioödeme im Atembereich auf, können sie gefährlich und sogar lebensbedrohlich werden. Vor allem bei Schwellungen im Kehlkopfbereich oder an der Zunge kann die Atmung behindert werden, was ohne rechtzeitiges Eingreifen im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen kann. Beim hereditären Angioödem handelt es sich um eine seltene vererbbare Erkrankung, die durch eine Neigung zur Ausbildung solcher Schwellungen gekennzeichnet ist. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben nun erfolgreich einen Wirkstoff dagegen getestet.

Bildung von Bradykinin wird gehemmt

Beim hereditären Angioödem löst eine Veränderung im Erbgut eine Überaktivierung der sogenannten Kallikrein-Bradykinin-Kaskade aus. Das Gewebehormon Bradykinin ist dafür verantwortlich, dass vermehrt Flüssigkeit aus den Gefäßen ins Gewebe austritt und Schwellungen verursacht. Für die Studie wurde ein Wirkstoff entwickelt, der das Enzym Kallikrein blockiert. Als Folge wird die Bildung von Bradykinin gehemmt und die Schwellung des Gewebes bleibt aus.

Die 75 Studienteilnehmer wurden mit unterschiedlichen Dosierungen des Kallikrein-Inhibitors oder einem Placebo behandelt. Die Studie zeigte, dass die tägliche Einnahme des Wirkstoffs vor dem Auftreten der Beschwerden schützt. Bisher konnten Patienten ihre Erkrankung erst nach Auftreten einer Schwellung mit Medikamenten, die direkt in die Blutbahn oder unter die Haut verabreicht werden, behandeln.

Hoffnung auf Möglichkeit zur Prävention

„Wenn der Wirkstoff zur Zulassung kommt, hätten wir erstmals ein sehr einfach anzuwendendes, sicheres und sehr wirksames Medikament in Tablettenform, mit dem sich die Patienten vor ihren Schwellungen schützen können“, fasst Prof. Dr. Marcus Maurer, Forschungsdirektor an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, die Ergebnisse zusammen und fügt hinzu: „Als nächstes müssen die Ergebnisse in einer Folgestudie bestätigt werden, das ist bereits in Planung. Außerdem wollen wir noch genauer verstehen, wie Kallikrein seine krankheitsverursachenden Effekte auslöst und bei welchen Erkrankungen es ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.“

Werden die positiven Ergebnisse bestätigt, kann das Medikament in Tablettenform zur täglichen Vorsorge eingenommen werden, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Die aktuelle Studie wurde im Fachjournal New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Foto: © ryanking999 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Dermatologie

Weitere Nachrichten zum Thema Schwellungen der Haut

30.12.2014

Neurodermitis durch zu viel Stress, Nesselsucht aus unterdrückter Wut: Eine europäische Studie zeigt, dass fast jeder dritte Hautkranke auch unter psychischen Problemen leidet.

26.03.2013

Omalizunab, ein Medikament, das zur Behandlung schwerer Anfälle von Asthma bronchiale entwickelt wurde, kann die Symptome einer chronischen Nesselsucht bekämpfen. Das zeigt die Studie einer internationalen Forschergruppe unter Leitung der Charité - Universitätsmedizin Berlin.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin