Wirkstoff aus tropischer Liane hemmt Bauchspeicheldrüsenkrebs

Ein Wirkstoff aus einer im tropischen Regenwald beheimateten Liane tötet Bauchspeicheldrüsenkrebszellen ab – Foto: ©hanohiki - stock.adobe.com
Prof. Gerhard Bringmann und ein Team vom Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg und eine Arbeitsgruppe von Prof. Suresh Awale vom Institute of Natural Medicine der Universität Toyama stießen auf eine neue, hochwirksame Substanz, die sich als Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs eignen könnte.
Der Wirkstoff aus einer tropischen Regenwald-Liane hemmt das Wachstum des Pankreaskrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tödlichsten Krebsarten, mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von weniger als fünf Prozent.
Krebszellen brauchen zum Vermehren viel Nährstoffe und Sauerstoff
Weil die Krebszellen sich so aggressiv vermehren, verbrauchen sie im Tumorgewebe viel Nährstoffe und Sauerstoff. Während die meisten Zellen in einer solch extremen Mangelsituation absterben würden, überleben die Bauchspeicheldrüsenkrebszellen, indem sie eine Signalkaskade auslösen, die sich Akt/mTOR nennt.
Wissenschaftler suchen daher gezielt nach Wirkstoffen, die diesen Signalweg unterbrechen. Substanzen, die unter Hungerbedingungen auf Krebszellen bevorzugt toxisch wirken, bezeichnet man als Antiausteritäts-Verbindungen (antiausterity compounds), abgeleitet vom griechischen Wort austērótēs (Entbehrung).
Wirkstoff aus tropischer Liane hemmt Bauchspeicheldrüsenkrebs
Awale und Bringmann haben schon vor einiger Zeit mehrere strukturell außergewöhnliche Alkaloide - das sind stickstoffhaltige Naturstoffe - mit Antiausteritäts-Potenzial entdeckt. Diese Wirkstoffe stammen aus Pflanzen, die im kongolesischen Regenwald beheimatet sind.
Nun ist den Forschern mit der Isolierung und Strukturaufklärung von Ancistrolikokin E3 aus Zweigen der Liane Ancistrocladus likoko die Identifizierung einer weiteren neuen Substanz gelungen, die im Labor äußerst vielversprechende Wirkeigenschaften gegen PANC-1-Bauchspeicheldrüsenkrebs-Zellen zeigte und das Wachstum des Tumors so hemmen könnte.
Ancistrolikokin E3 unterbindet Bildung von Metastasen
Ancistrolikokin E3 löst dramatische Veränderungen in der Morphologie der Krebszellen aus, die letztlich zu deren Tod führen. Zudem hemmt die Substanz die Wanderung von Krebszellen und deren Kolonie-Bildung. Das könnte potenziell helfen, die Streuung des Krebses und damit die Bildung von Metastasen zu unterbinden, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
Die zellabtötende Wirkung der Substanz beruht auf einer Hemmung des Akt/mTOR- und des Autophagie-Signalweges. Sie könnte, wie andere strukturverwandte Alkaloide auch, eine vielversprechende Basis zur Entwicklung neuer Antikrebsmittel basierend auf der Antiausteritäts-Strategie sein.
Gefördert wurden diese Arbeiten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Japanese Society for the Promotion of Science, dem Exzellenzstipendienprogramm BEBUC und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst. Die aktuelle Untersuchung erschien in der Fachzeitschrift Journal of Natural Products.
Foto: hanohiki/fotolia.com