Wird die tropische Zecke Hyalomma in Deutschland heimisch?

Die tropische Zecke Hyalomma steht im Verdacht, hier heimisch zu werden
Erst im vergangenen Jahr wurde sie erstmals in Deutschland gesichtet: die tropische Zecke Hyalomma. Zu erkennen sind die Tiere unter anderem an ihrer Größe: Die auffälligen Zecken mit den geringelten Beinen sind doppelt bis dreimal so groß wie ihre europäischen Verwandten. Eine der 2018 entdeckten Zecken trug einen Erreger des Zecken-Fleckfiebers. Nun scheint Hyalomma ein weiterer Schritt gelungen zu sein, sich hier zu etablieren, denn offenbar hat sie in Deutschland überwintert. Das meldet die Universität Hohenheim.
Neue Zecke hat hier vermutlich überwintert
Während die hier aufgetauchten Zecken im vergangenen Jahr höchstwahrscheinlich noch mit Zugvögeln eingeschleppt wurden, dürfte das diesese Mal nicht der Fall sein. „Die Jugendstadien der Zecken, die Larven und Nymphen, sind oft an Zugvögeln zu finden“, erläutert Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. „Sie lassen sich dann einfach abfallen.“ Doch die jetzt gefundenen Tiere seien relativ früh im Jahr aufgetaucht. „Wenn man den Entwicklungszyklus zurückrechnet, hätten sie also zu einem Zeitpunkt eingeschleppt werden müssen, als die Zugvögel noch gar nicht da waren.“ Das bedeutet, dass sie hier vermutlich überwintert haben.
Doch Überwintern heiße nicht notwendigerweise, dass Hyalomma in Deutschland bereits heimisch geworden ist. „Damit sich eine Population entwickeln kann, müssten sich Männchen und Weibchen finden“, so Mackenstedt. „Das ist bei geringer Populationsgröße schwierig. Zudem müssten sich Larven und Nymphen entwickeln, die Vögel oder auch Hasen als Wirt benötigen. Ob und wie das hier funktioniert, wissen wir noch nicht. Das müssen wir weiter beobachten.“
Allerdings legt der Fund von fünf Hyalomma-Zecken in einem einzelnen Pferdehof nahe, dass dort mehrere Individuen gleichzeitig vorhanden waren. Damit besteht die Möglichkeit einer Paarung und des Entstehens einer eigenständigen Population.
Hyalomma nicht die einzige tropische Zecke in Deutschland
Letztes Jahr konnten zwei Hyalomma-Arten nachgewiesen werden: H. marginatum und H. rufipes. Bei den diesjährigen Zecken steht die genaue Artbestimmung teilweise noch aus, „doch wir vermuten, dass es sich bei allen um H. marginatum handelt“, so Dr. Lidia Chitimia-Dobler. „Die Art stammt vorwiegend aus der Türkei und Osteuropa, weshalb sie unserem Klima eher angepasst ist als H. rufipes aus Afrika.“
Auch andere tropische Zecken haben die Forscher im Visier. Beispielsweise die Braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus: „Sie ist ursprünglich in Afrika beheimatet. Doch wir gehen davon aus, dass diese Zecke mit Hunden nach Deutschland transportiert werden. Es wurden auch bereits Exemplare an Hunden gefunden, die ihren Hof nie verlassen hatten“, berichtet Mackenstedt. „Damit konnten sie kein unbeabsichtigtes Urlaubsmitbringsel sein – ein Hinweis darauf, dass sich die Art hier möglicherweise bereits entwickeln kann.“
Tropische Zecke kann Fleckfieber übertragen
Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes sind ursprünglich in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas beheimatet. In Mittel- und Nordeuropa kamen sie bisher nicht vor. Mit ihren gestreiften Beinen sind sie eine auffällige Erscheinung, viel größer als der normale Holzbock. Im eurasischen Raum gelten beide Arten als wichtige Überträger des Virus des Krim-Kongo Hämorrhagischen-Fiebers und des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers (Alkhumra-Virus).
Auch das Bakterium Rickettsia aeschlimannii, das eine Form des Zecken-Fleckfiebers auslöst, kann durch diese Zecken übertragen werden. Die erwachsenen Zecken saugen Blut vor allem an großen Tieren. Die Zecken können sich aktiv auf ihren Wirt zubewegen und legen dabei eine Strecke von bis zu 100 Metern zurück. Auch der Mensch ist ein potenzieller Wirt der Tiere. Larven und Nymphen dagegen sind vor allem an Vögeln und Kleinsäugetieren zu finden. Sie bleiben bis zu 28 Tage auf ihrem Wirt sitzen und können so mit Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt werden.
Bild: Universität Hohenheim/Marco Drehmann