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„Wir brauchen eine Kultur des längeren Lebens!”

Sonntag, 6. Juli 2014 – Autor: Cornelia Wanke
Reha vor Rente – Reha vor Pflege. Eine Kernforderung, die sich schon seit Jahren durchs Gesundheitswesen zieht, möchte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe endlich umgesetzt wissen. „Dafür setze ich mich in dieser Legislaturperiode ein“, versprach er beim Wirtschaftstag des Deutschen Wirtschaftsrates in Berlin.

Geschenk des längeren Lebens: Beim Wirtschaftsrat diskutierten Experten, was der demographische Wandel bewirkt. – Foto: ATAMANENKO EVGENY

„Chancen und Herausforderungen des demographischen Wandeln für Deutschland und Europa?“ – unter diesem Motto hatten sich zahlreiche Gäste zur Podiumsdiskussion am Nachmittag des Wirtschaftstages im Berliner Hotel Intercontinental eingefunden. Und es wurde denn auch heftig diskutiert. Über altersgerechte Arbeitsgestaltung zum Beispiel. Ein Plädoyer für flexible Arbeitszeitmodelle hielt zum Beispiel Dr. Birgit König, Vorsitzende des Vorstands der Allianz Private Krankenversicherungs-AG, die darüber hinaus großen Handlungsbedarf in der Gesundheitsbranche selbst sieht: „Der Gesundheitssektor selbst kann ein großes Vorbild für neue Modelle sein – zum Beispiel über eine betriebliche Krankenvorsorge und nachhaltigem Betrieblichem Gesundheitsmanagement.“ 

Bürger sollten mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehmen

Dr. Martin Wandsleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) warb nicht nur für die Pflegereform, sondern auch für mehr Eigenverantwortung: „Wir müssen die Chance des langen Lebens nutzen und brauchen daher systemsprengende Verhaltensänderungen. Denn länger Leben ist klasse, aber nur dann, wenn es uns gelingt, auch eine Kultur des längeren Lebens aufzubauen.“ Statt nach Mallorca zu fliegen, müssten die Menschen eben auch mal etwas für ihre Gesundheit ausgeben: „Länger zu leben, ist eine Riesenchance – aber das schaffen wir nur, wenn wir auf der anderen Seite uns selbst mehr in die Verantwortung nehmen“, so Wandsleben. 

Als geradezu schädlich in Bezug auf den demographischen Wandel und den zunehmenden Druck auf die sozialen Systeme sah Johannes Steininger, einer der jüngsten Bundestagsabgeordneten der CDU, die Rente mit 63 an: „Das ist ein fatales Signal für die jungen Menschen – ich sehe das als schädlich an“,  so der 27-Jährige Referendar. Nicht jeder Bürger habe das Ziel, mit 63 auch gleich in Rente zu gehen, rückte Uwe Laue, Vorsitzender des Vorstands des Debeka Krankenversicherungsvereins a.G. , das Bild vom frühen Renten-Müßiggang zurecht: „Was wir brauchen, sind flexiblere Arbeits- aber auch Ausbildungsmodelle im Arbeitsmarkt.“

70 % der längeren Lebenszeit gehen laut OECD auf die Einnahme von Medikamenten zurück

Stefan Oelrich, General Manager von Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, verwies darauf, dass die Pharmaindustrie einen großen Anteil am Glück des längeren Lebens habe: „Laut OECD-Angaben gehen 70 Prozent der gesteigerten Lebenserwartung auf die Einnahme von Arzneimitteln zurück“, so der für die Länder Deutschland, Schweiz und Österreich zuständige Sanofi-Manager. Dabei würden die Pharmaunternehmen in Deutschland mittlerweile sehr stiefmütterlich behandelt. „Immer mehr Unternehmen ziehen sich mittlerweile aus dem Markt zurück“, so sein Hinweis.

Ein gutes Beispiel aus der Praxis nannte Prof. Hans Helmut Schetter, Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V. : „Wir kennen in Deutschland ganz viel Einarbeitungsprogramme für junge Menschen – warum gibt es nicht Ausarbeitungsprogramme für Ältere?“ Beim Baukonzern Bilfinger, in dem er viele Jahre als Personalrat verantwortlich war, habe er viele Ältere in Spitzenzeiten gut einsetzen können. „Da steckt jede Menge Potenzial drin“, so Schetter.

Foto: evgenyatamanenko - Fotolia.com

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