Winter-Grippe: Diesmal früher, schneller, heftiger

Wegen der Hygiene-Maßnahmen in der Corona-Pandemie hatten viele Menschen offenbar auch länger keinen Kontakt zu Influenza-Viren. Dies könnte zu einer intensiveren Saison 2022/2023 führen. – Foto: AdobeStock/Pormezz
Vor der Corona-Pandemie begann die jährliche Grippewelle meist im Januar und dauerte drei bis vier Monate. „Durch die Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen ist die Grippewelle zwei Jahre lang praktisch ausgefallen“, sagt Hortense Slevogt, Oberärztin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Die Menschen hatten dadurch längere Zeit keinen Kontakt zu Influenza-Viren, eine Herdenimmunität besteht nicht mehr.“ Die Folge davon sei: „Die Verbreitung verläuft in diesem Jahr früher, schneller und heftiger als in den Vorjahren.“
Grippewelle begann im Oktober – statt wie üblich erst nach Neujahr
Seit Anfang Oktober haben sich die wöchentlichen Neuansteckungen mit Influenza mehr als verdoppelt. Das Robert-Koch-Institut hat deshalb rückwirkend den Start der Grippewelle für die vorletzte Oktoberwoche datiert. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) rufen deshalb jetzt Personen über 60 ausdrücklich dazu auf, sich die Schutzimpfung gegen Influenza zu besorgen. 90 Prozent der Grippe-bedingten Todesfälle entfallen auf diese Altersgruppe.
Für Ältere gibt es den hochdosierten Grippe-Impfstoff
„Neben der vierten Corona-Impfung sollten älteren Menschen für den wirksameren Schutz unbedingt den hochdosierten Influenzaimpfstoff verabreicht bekommen – er enthält viermal so viel Wirkstoff wie der konventionelle Influenza-Impfstoff, der eher für jüngere Menschen mit umfassender Immunabwehr ausreichend ist“, sagt Andreas Leischker, Lehrbeauftragter der Philipps-Universität Marburg.
Grippe-Impfung schützt auch gegen andere Risiken
Die Impfung schützt Ältere laut DGG nicht nur vor der Virusgrippe, sondern beugt auch bakteriellen Lungenentzündungen vor, von denen sich gerade ältere Menschen in der Regel nur sehr langsam erholen können. Bei einer Influenza-Infektion kann sich im Verlauf der Erkrankung außerdem eine durch Pneumokokken-Bakterien verursachte Pneumonie, also eine Lungenentzündung, entwickeln, die zu besonders schweren Verläufen führt. Dieses zusätzliche Risiko für ältere Patienten soll durch eine Grippe-Impfung herabgesetzt werden.
Für wen die STIKO die Grippe-Impfung empfiehlt
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeimpfung grundsätzlich zudem für chronisch Kranke, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, Menschen mit einem erhöhten beruflichen Risiko wie bei medizinischem Personal und Menschen, die alte Angehörige oder Bekannte pflegen.
Grippe-Impfung erstmals auch in Apotheken möglich
Als Reaktion auf eine mögliche heftigere Grippe-Saison nach zwei Corona-Wintern ohne Grippewelle hatte erst Anfang November die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) angekündigt, dass Grippe-Impfungen ab sofort auch ganz einfach in vielen Apotheken bundesweit möglich sind. Gut ein Drittel der Apotheken bieten laut Deutschem Apothekerverband (DAV) die Grippeschutzimpfung als niederschwellige Serviceleistung an. Auf dem Verbraucherportal www.mein-apothekenmanager.de kann nach Apotheken in der Nähe gesucht werden, die gegen die saisonale Infektionskrankheit impfen.
Erkältung und echte Grippe – das ist der Unterschied
„Die echte Grippe ist eine ernste Erkrankung, die nicht mit einer Erkältung zu verwechseln ist“, heißt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Erkältung kommt langsam, meist ohne Fieber, dafür mit Halsschmerzen, Schnupfen und Husten. Die Grippe dagegen überfällt einen: mit bis zu 40 Grad hohem Fieber, Schüttelfrost, Schweißausbrüchen und trockenem Husten. Nach der Ansteckung mit dem Influenzavirus erkranken ungefähr zwei Drittel der Betroffenen und entwickeln teils heftige Krankheitssymptome.