Wiederbelebung: Herzdruckmassage wichtiger als Beatmung

Bei einem Herzstillstand empfehlen Experten, nur die Herzdruckmassage durchzuführen und auf die Beatmung zu verzichten – Foto: ©Leonid - stock.adobe.com
Etwa 65.000 Menschen erleiden deutschlandweit jedes Jahr einen plötzlichen Herzstillstand, ca. 60.000 sterben daran. Dabei hängt die Überlebenswahrscheinlichkeit ganz wesentlich davon ab, wie frühzeitig mit der Wiederbelebung begonnen wird. Nach Angaben des Deutschen Rats für Wiederbelebung könnten jedes Jahr 10.000 Leben Deutschland gerettet werden, wenn sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen werden würde.
Ein schnelles Handeln ist beim Herzstillstand wesentlich: Pro Minute sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit für den Patienten um etwa zehn Prozent. „Rufen Ersthelfer den Rettungsdienst über die 112, warten dann aber dessen Eintreffen ab, ohne in der Zwischenzeit eine Herzdruckmassage durchzuführen, bedeutet das für den Patienten nach wenigen Minuten den Tod oder schwerste bleibende Hirnschädigungen“, so Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Er betont: „Wer aber sofort nach Absetzen des Notrufs 112 die Herzdruckmassage durchführt, kann so das Leben eines Menschen retten.“
Atemspende schreckt viele Ersthelfer ab
Ein häufiger Grund für das Nichtstun von Ersthelfern ist nach Auffassung von Experten die zusätzliche Atemspende. Viele Ersthelfer lähmt im Ausnahmezustand offenbar die Komplexität, neben der Herzdruckmassage zusätzlich die Atemspende anwenden zu müssen. Um nichts falsch zu machen, unternehmen sie dann häufig gar nichts, wie Andresen berichtet.
Dabei ist die Mund-zu-Mund-Beatmung nicht unbedingt nötig und kann sogar kontraproduktiv sein. So haben Studien gezeigt, dass die Unterbrechung der Herzdruckmassage durch die Beatmung eher ungünstige Folgen hat. Und eine schwedische Studie konnte nachweisen, dass sich mehr Menschen trauen, eine Wiederbelebung durchzuführen, wenn die Richtlinien einfach und leicht anwendbar sind und auf eine Mund-zu-Beatmung verzichtet wird.
Herzdruckmassage reicht aus
In den ersten Minuten nach dem Kollaps befindet sich noch genügend Sauerstoff im Blut, um die Versorgung des Organismus mit Sauerstoff und Nährstoffen zu gewährleisten. Die Herzdruckmassage ist also das Wichtigste. Eine Mund-zu-Mund-Beatmung sollte deshalb nur von Personen angewendet werden, die auch regelmäßig geschult werden und die einzelnen Schritte sicher beherrschen, so die Empfehlung der Deutschen Herzstiftung. „Wir müssen die Laien-Reanimation so vereinfachen, dass sie jeder sofort ohne Zögern anwenden kann“, erklärt Andresen.
Prüfen – Rufen - Drücken
Die Wiederbelebung durch Laien sollte in folgender Reihenfolge ablaufen:
- Prüfen, ob die betroffene Person noch bei Bewusstsein ist! Dazu sollte er angesprochen, an den Schultern gefasst und geschüttelt werden. Für die Überprüfung, ob die bewusstlose Person noch atmet, wird ihr Kopf überstreckt. Nun kann man hören und fühlen, ob noch eine Atmung vorhanden ist. Achtung: Schnappatmung und Röcheln sind keine normale Atmung, sondern typische Zeichen für die erste Phase des Herzstillstandes.
- Notruf (112) absetzen!
- Mit Herzdruckmassage beginnen! Dafür setzt man sich neben die bewusstlose Person. Ein Handballen wird auf die Mitte des Brustkorbs gesetzt, die zweite Hand liegt auf der ersten. Mit gestreckten Armen wird nun das Brustbein etwa fünf bis sechs Zentimeter eingedrückt. Das Drücken sollte schnell erfolgen (100- bis 120-mal pro Minute). Mit der Herzdruckmassage wird fortgefahren, bis der Rettungsdienst eintrifft und die notfallmedizinische Versorgung übernimmt.
Weitere Informationen und genaue Anleitungen finden sich auf der Website der Deutschen Herzstiftung (www.dhs.tips/herznotfall).
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