Wieder Frühchen an der Charité mit Darm-Keim infiziert
Ein fünfter Verdachtsfall im Rahmen des Serratien-Ausbruchs erwies sich als Fehlalarm. Dennoch ist für die Station ein Aufnahmestopp verhängt. „Es können derzeit keine weiteren intensivpflichtigen Frühgeborenen aufgenommen werden. Diese müssen an den Campus Charité Mitte oder an andere Krankenhäuser verwiesen werden“, so Charité-Sprecher Uwe Dolderer. Zwölf von 16 Betten auf der Station sind belegt. Damit ist die Station unter den momentanen Umständen an ihren Grenzen. Die vier infizierten Babys sind derzeit isoliert.
Ursache für die Versorgungseinschränkung ist der Nachweis des Keims Serratia marcescens bei fünf Neugeborenen mit extrem niedrigem Gewicht oder schweren Begleiterkrankungen. „Trotz ihres insgesamt sehr hohen Risikos sind derzeit alle Kinder stabil“, erklärte Dolderer. Alle zuständigen Behörden seien informiert und die Maßnahmen würden in enger Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt erfolgen, so der Charité-Sprecher weiter.
Frühchen sind besonders anfällig
Der Serratia-Keim ist für Erwachsene und gesunde Kinder ungefährlich. Er kommt sehr häufig vor. Nur auf einer Frühchenstation kann er Unheil stiften, weil die frühgeborenen Babys sehr infektionsanfällig sind. Auf der Station liegen neben den vier infizierten Babys auch die vier Babys der 65-Jährigen Spandauer Lehrerin, die alle weniger als ein Kilo auf die Waage bringen. Die Darmflora ist bei solchen extremen Frühchen noch nicht ausgebildet und damit auch die Keimabwehr nicht.
Keim an der Charité ist nicht sehr aggressiv
An der Charité hat das Bakterium bei drei Babys eine Atemwegsinfektion ausgelöst. Das vierte Baby hatte eine lokale Infektion. Die Infektionen der vier Babys sind bereits erfolgreich mit Antibiotika behandelt worden. Weil sie nicht besonders schwer verliefen, geht die Charité davon aus, dass der Bakterienstamm diesmal nicht so aggressiv ist wie im Herbst 2012, als ein Serratien-Ausbruch auf der Frühchenstation die größte deutsche Uniklinik über Monate hinweg erschütterte.
Im aktuellen Fall geht die Charité davon aus, dass das erste Baby über seine Mutter mit dem Keim infiziert wurde. Bei ihr wurde den Angaben zufolge ein Infektionszentrum in der Haut der Fruchtblase festgestellt. Wie der Keim dann weitergetragen wurde, ist noch unklar. Er wurde unter anderem auf einem Flaschenwärmer auf der Station gefunden. Derzeit nimmt die Charité zweimal pro Woche Abstriche bei allen Säuglingen auf der Station vor, um einen Keimbefall zu prüfen. Die Händehygiene auf der Station wird beobachtet und die Umgebung auf Keimbefall analysiert.
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