Wie zuverlässig ist der tragbare Gluten-Sensor bei Zöliakie?

Ein tragbarer Sensor misst den Glutengehalt: Gerade bei Pasta irrt er sich aber oft
Zöliakie gehört weltweit zu den häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Hauptauslöser der Krankheit sind die Speicherproteine von Weizen, Roggen oder Gerste, die als „Gluten“ bezeichnet werden. Der Verzicht auf Gluten ist derzeit die einzige bekannte wirksame Therapie.
Das ist allerdings mühsam, denn Zöliakie-Betroffen müssen den Glutengehalt einzelner Lebensmittel herausfinden.
Sensor misst Glutengehalt im Mittagessen
Erleichterung für den Alltag verspricht ein tragbarer Gluten-Sensor für den Hausgebrauch. Das kleine Gerät ist seit etwa einem Jahr auf dem deutschen Markt und erlaubt es Laien, innerhalb weniger Minuten kleine Lebensmittelproben auf deren Glutengehalt zu testen. Bislang existiert jedoch erst eine unabhängige Studie, die den Test anhand von 13 definierten Lebensmitteln überprüft und die Ergebnisse mit den Resultaten zweier Standard-Labortests (ELISA-Testkits) verglichen hat.
Hohe Fehlerquoten Brot und Pasta
In dieser Studie war der Sensor zu 96,5 Prozent in der Lage, Lebensmittelproben mit einem Glutengehalt von über 20 mg/kg zu identifizieren. Die 20 mg pro Kilogramm sind ein wichtiger Schwellenwert: Nur Lebensmittel, die weniger als diesen Wert aufweisen, dürfen sich laut Gesetzgebung als „glutenfrei“ bezeichnen. Bei manchen Proben wie Brot, Pasta und gepufftem Mais lag der Test jedoch bei einem Glutengehalt von 20 mg/kg nur zu 47 Prozent richtig. Die Fehlerquote des kleinen Sensors ist also ziemlich hoch.
„Da falsch negative Ergebnisse ein erhebliches Risiko für Menschen mit Zöliakie darstellen, sind dringend weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig, die die Verlässlichkeit des Tests überprüfen“, sagt Lebensmittelchemikerin PD Dr. Katharina Scherf vom Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der TU München.
Neue Untersuchung mit 38 Lebensmitteln geplant
Eine wissenschaftliche Untersuchung will sie nun selber leiten. „Wir wollen die Spezifität sowie die Reproduzierbarkeit der Messergebnisse des Gluten-Sensors überprüfen und im Vergleich zu verlässlichen Labortestmethoden bewerten“, sagt Scherf. Grundlage für die Untersuchung sollen 38 Lebensmittelproben mit definierten Glutengehalten aus sechs verschiedenen Lebensmittelkategorien bilden.
Scherfs Studie wird von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) gefördert. „Eine strikte glutenfreie Ernährung einzuhalten, ist nicht immer leicht und schränkt soziale Aktivitäten oftmals ein. Verlässliche Gluten-Sensoren für den Hausgebrauch würden die Lebensqualität von Zöliakie-betroffenen Personen stark verbessern“, sagt Sofia Beisel, die das Team Wissenschaft der DZG leitet. Die DZG-Forschungsförderung 2019 finanziere damit ein „Projekt zum Anfassen“, das Zöliakie-Betroffenen direkt zu Gute komme.
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