Testosteron steht für Männlichkeit, Stärke und Potenz. Lässt die Testosteron-Produktion mit dem Alter nach, kann das etwa zu Leistungsabfall, Übergewicht und nachlassender Libido kommen. Da Verstimmungen ebenfalls mit einem Testosteron-Mangel assoziiert sind, liegt es nahe, dass das Sexualhormon antidepressive Effekte hat. Doch bisherige Studien, die die antidepressive Wirkung von Testosteron bei verschiedenen Gruppen von Männern untersuchten, lieferten bis dato widersprüchliche Ergebnisse.
Studie zeigt antidepressive Wirkung von Testosteron
Ein internationales Forscherteam unter Leitung des Psychologen Dr. Andreas Walther von der TU Dresden hat nun 27 Studien mit knapp 2.000 Männern ausgewertet, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben. Tatsächlich deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine Testosteron-Behandlung die Depressionen von Männern lindern kann. Und zwar je mehr von dem Hormon zugeführt wurde, desto besser wurden depressive Symptome gelindert.
„Da die derzeitige Erfolgsquote bei der Therapie von depressiven Störungen ziemlich unbefriedigend ist, stellen neue Therapiemöglichkeiten für spezifische Subgruppen von Patienten vielversprechende Ansätze dar“, sagt Dr. Walther. „Wir wollten mit der vorliegenden Meta-Analyse klären, ob Testosteron tatsächlich eine antidepressive Wirkung aufweist.“
Die Dosis macht den Effekt
Die Analyse zeigte, dass eine Behandlung mit Testosteron im Vergleich zu Placebo depressive Symptome deutlich reduzierte. Männer in der Testosteronbedingung wiesen häufig eine Symptomreduktion von 50 Prozent oder mehr auf, was die klinische Nützlichkeit einer solchen Behandlung unterstreicht. Dabei erkannten die Forscher, dass höhere Dosen des Hormons die Effektivität der Behandlung steigerten, während Alter, Testosteron Status oder die anfängliche depressive Symptomatik keine moderierenden Effekte hatten. Die Testosteron-behandelten Patienten zeigten im Hinblick auf die Verträglichkeit keine Unterschiede zu der Placebo-Kontrollgruppe.
Die Studien waren jedoch unterschiedlich aufgebaut. In manchen wurde der Testosteron-Spiegel nicht gemessen, in anderen zielte die Testosteron-Behandlung gar nicht unmittelbar auf Depressionen ab. So könnte es sein, dass noch weitere Faktoren die Stimmung der Männer verbesserten.
Neue Studien müssen antidepressiven Effekt erhärten
Dennoch sehen die Autoren klare Hinweise auf eine antidepressive Wirkung von Testosteron bei Männern. Allerdings müssen weitere großangelegte Studien folgen, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Testosteron bei Männern gegen Depressionen zu erforschen.
Derzeit läuft bereits eine große randomisierte kontrollierte Studie, die speziell bei älteren Männern mit niedrigen Testosteronspiegeln und langanhaltender depressiver Verstimmung den klinischen Nutzen und die Anwendbarkeit von Testosteron untersucht. Walther: „Befunde von dieser und ähnlicher Studien werden entscheiden, ob das Hormon als antidepressive Therapie bei Männern schließlich Eingang in den Markt finden wird.“
Testosteron ist schon jetzt auf dem Markt verfügbar und wird über Umwege von zahlreichen Männern eingesetzt.
Die Ergebnisse der Studie „Association of Testosterone Treatment with Alleviation of Depressive Symptoms in Men“ wurden kürzlich im Journal JAMA Psychiatry veröffentlicht.
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